Welche Klaviertechnik ist für Anfänger wichtig? Worauf sollte ich im Unterricht achten? Und wann und wie führe ich überhaupt welche Tonleitern ein?
Wahrscheinlich kennst du diese oder ähnliche Fragen. Ein paar Anhaltspunkte finden wir in unseren Methoden und mit der Zeit kommen auch eigene Erfahrungen dazu.
Doch oft bleibt die Unsicherheit. Und das Gefühl zu wenig Technik zu vermitteln. Und ob du diese überhaupt „richtig“ unterrichtest. (Das war immer meine größte Angst.)
In diesem Artikel möchte ich mutig meinen aktuellen Wissenstand über Klaviertechnik mit dir teilen. Ob meine Erklärungen und Wege „richtig“ sind? Es sind die Bausteine, die ich in über zwanzig Jahren Klavierunterricht aufgeschnappt oder ausgedacht habe. Die bei mir gut funktionieren.
Seit Jahren schreibe ich nun über Klavierunterricht, doch ich habe noch nie verraten warum ich das so gern tue. Zum 7. Bloggeburtstag möchte ich heute erzählen wie ich zum Bloggen kam und warum ich es wichtig finde meine Einsichten zu teilen.
Ich blogge, um meine Erfahrungen zu teilen
Ich blogge, weil ich meine Erlebnisse und Erkenntnisse mit anderen teilen möchte. Nicht weil ich mir einbilde, dass ich bahnbrechende, geniale Ideen habe, sondern weil ich selbst ganz viel von den Erfahrungen anderer lernen durfte.
Vor zwanzig Jahren begann ich an einer privaten Musikschule zu unterrichten und erlebte selbst, wie sehr ich von den Erkenntnissen von Kolleg*innen profitieren konnte. Ich hatte gerade mein Musikpädagogikdiplom in der Tasche und auch wenn ich bereits einige Unterrichtserfahrungen gesammelt hatte, wusste ich ehrlich gesagt nicht so viel. Zum Beispiel wie eine Probestunde aussehen sollte oder wie ich meinen Schüler*innen helfen konnte eine gute Handhaltung zu lernen.
Bei Schülerwünschen ist Fingerspitzengefühl im Klavierunterricht gefragt, denn es gibt vieles zu bedenken. Einerseits freut man sich als Lehrer, dass der Schüler sich für ein Stück begeistert und sich in den Klavierunterricht einbringt, doch andererseits sind die Stücke oft viel zu schwer. Und wie erklärt man dies dann – denn schließlich möchte keiner seinen Schüler demotivieren, oder?
Ich habe eine ganz klare Meinung zu Schülerwünschen und weiß, dass diese nicht jeder Kollege oder jede Kollegin teilt. Ich kenne die Schwierigkeiten, die auch vielleicht du damit hast und möchte in diesem Artikel einige Gedanken und vor allem Lösungen vorstellen.
Als Ankertöne werden die Noten C, F und G bezeichnet. Sind diese drei sicher im Kopf deines Schülers verankert, kann er schneller einen gesuchten Ton finden. In diesem Artikel zeige ich dir einen spielerischen, gut nachvollziehbaren Weg um die ersten Ankertöne mit deinen Schülern im Grundschulalter zu lernen. Ein Download für ein Merkblatt findest du etwas weiter unten.
Die Suche nach neuen Stücken für einen bestimmten Schüler kann viel Zeit beanspruchen. Du ziehst Notenhefte aus dem Regal und beginnst diese durchzuspielen. Du grübelst, welche Stücke deinem Schüler gefallen würden und ob das vom Schwierigkeitsgrad passt. Schnell sind zwei bis drei Stunden vergangen und du fühlst dich erschöpft. Die Ausbeute ist mager.
Wie kannst du den Klavierunterricht für deine Schüler individuell planen ohne so viel Zeit und Energie aufzuwenden? Oder wird es einfach mit wachsender Erfahrung leichter?
Es macht natürlich auch Freude zu spielen und Stücke wiederzuentdecken oder neue Hefte kennenzulernen. Das bleibt auch ein Teil unserer Aufgaben.
Doch oft passiert diese Literaturrecherche unter Zeitdruck. Und dann ist es anstrengend. Und aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ich dann auch nicht immer die besten Entscheidungen getroffen und mich später darüber geärgert habe.
Apropos ärgern: Oft nahm ich die gleichen Hefte zur Hand und stellte mir immer wieder die gleichen Fragen. Zum Beispiel: „Wann habe ich nochmal die Arabesque von Burgmüller gemacht? Vor oder nach dem Menuett?“
Wie viele Stücke spielen deine fortgeschrittenen Schüler pro Schuljahr? Weißt du welche Stücke ihnen besonders gut gefallen haben? Oder was sie gerne mal spielen möchten? Ich finde dies sind drei wichtige Fragen, die regelmäßig im Unterricht auftauchen dürfen. Wie du dies gestalten kannst und was das mit der Motivation deiner Klavierschüler zu tun hat, erfährst du in diesem Artikel. Der dazugehörige Download befindet sich am Ende.
Diese Idee hatte ich ungefähr vor 15 Jahren: Eine Liste, auf der alle gelernten Stücke des Schuljahres stehen. Ich dachte wenn meine Schüler ihre Fortschritte zusammengefasst überblicken, könnte sie das extra gut motivieren. „Schau mal, alle diese Stücke hast du in diesem Schuljahr schon gelernt.“
Ich begann also diese gelernten Stücke aufzulisten. Vermutlich hatte ich damals um die 30 Schüler, ich war am tippen und es wollte kein Ende nehmen. Endlich fertig händigte ich meinen Schülern glücklich ihre Listen aus. Sie bedankten sich freundlich, hefteten die Liste ab und wir setzten unsere Stunde fort. Wow, die Arbeit hatte sich ja gelohnt! Was für ein Eigentor…
2022. Wow – das war ein Jahr! In den letzten Tagen habe ich versucht mein Jahr zusammenzufassen und mich an viele Erlebnisse erinnert. Ich merke, dass ich wachsen durfte, dass es anstrengend, aber auch schön war. Wir hatten die Krätze und Corona. Ich habe einen Auffahrunfall verursacht und wurde im Zusammenhang angeklagt und verurteilt. (Keine Panik, meine Autoversicherung hatte Schuld, doch sie hat es auch geklärt.) All das ist im Rückblick nicht wichtig. Es sind die kleinen, glücklichen Momente als Familie, die wie Sterne funkeln. Willkommen zu meinem Jahresrückblick 2022.
Es fühlt sich unglaublich gut an kleine und große Ziele zu erreichen. Daran hat mich neulich der Schwimmunterricht meiner Tochter erinnert. Zuerst hat sie den Pinguin gemacht, dann das Seepferdchen und nun übt sie für das Bronze-Abzeichen. In einigen Schulen wird vorher noch der Seeräuber gemacht.
Das sind drei Abzeichen bevor man in Deutschland als Schwimmer gilt. Wie schwierig wäre es mit der Motivation zum Schwimmen, wenn Bronze (oder der Freischwimmer) die erste Prüfung wäre?
Diese kleinen Zwischenziele machen stolz auf das bereits Erreichte und motivieren Schüler zum Dranbleiben.
Können wir das nicht irgendwie auf den Klavierunterricht übertragen? Ohne Prüfungen und Abzeichen?
Neue Musik überfordert schnell beim bloßen Zuhören. Dissonante Klänge, starke dynamische Kontraste, Abfolgen von Tönen, die scheinbar nicht zusammenpassen. Und das Notenbild ist ebenfalls schwer zu verstehen. Was sollen nur diese komischen Zeichen bedeuten?
Fühlst du dich auch von neuer Musik überfordert oder ist sie Teil deiner Unterrichtsliteratur?
Moderne Kompositionen sind im Wettbewerbsprogrammen sehr gern gesehen – doch können sie auch eine Bereicherung im normalen Unterricht sein? Und wie kannst du für dich und deine Schüler den Zugang zu dieser Musik finden? Welche Literatur eignet sich für den Einstieg?
Ich freue mich, dass uns die Komponistin und Klavierpädagogin Nathalie Fey Yen Herres zu diesem Thema einen Gastartikel geschrieben hat. Sie erzählt uns von ihrem Weg zur Neuen Musik, zeigt anhand einiger Beispiele wie sie diese im Klavierunterricht erarbeitet und gibt am Ende einige Literaturempfehlungen.
Haben Fingerübungen in der moderne Klavierpädagogik noch einen Platz? Wofür sind sie wichtig? Und wann ist der richtige Zeitpunkt, um das Metronom einzuführen? Mein Artikel beantwortet diese Fragen, außerdem findest du eine Fingerübung für Anfänger zum kostenlosen Download und Tipps zum Umgang mit dem Metronom.
Im Wandel der Zeit und der Generationen machen wir uns immer wieder Gedanken welche Inhalte des Klavierunterrichts weiterhin relevant sind und welche wegfallen können.
So habe ich lange Zeit überlegt, ob ich Fingerübungen, Tonleitern und Co unterrichten möchte. Ich persönlich habe in meinem Unterricht so gut wie keine technischen Übungen gespielt. Vielleicht lag es daran, dass ich erst mit 11 Jahren an das Klavier gekommen bin. Ich weiß es nicht genau.
Als Schülerin fand ich das super und habe andere Kinder bedauert, die sich mit ihren Etüden und Tonleitern abmühten. Aber als ich Lehrerin wurde habe ich gesehen, dass dieses Auf und Ab von Tonleitern, Arpeggien und Co auch etwas Gutes hat. Sie geben nämlich eine Basis, die mir immer gefehlt hat!
Seit Jahren bin ich also auf der Suche nach sinnvollen technischen Übungen, teste sie und werde immer klarer, was ich meinen Schülern mitgeben möchte.
Denn ich bin mir sicher:
Kleine Fingerübungen können eine Menge bewirken:
das Aufwärmen der Finger,
die Fingerhaltung verfeinern (wachsende Hände brauchen etwas Aufmerksamkeit),
die Beziehung zu den eigenen Fingern aufzubauen,
das Üben technischer Elemente,
Musiktheorie durch fühlen, sehen und hören zu verstehen,
das gleichmäßige Spielen fördern(generell, aber auch beider Hände gleichzeitig),
die Koordination beider Hände absichern,
wichtige Spielbewegungen zu verinnerlichen und
das Lernen von Fingersätzen und Fingerpositionen.
Das alles steckt in diesen kleinen, unscheinbaren Übungen!
Viele Fähigkeiten meiner Schüler entwickle ich gern neben den Stücken. In einer kleinen Übung kann sich ein Schüler viel besser auf eine einzige oder wenige Fähigkeiten konzentrieren, denn er muss nicht noch mit anderen Parametern eines Stückes wie Fingersatz, Rhythmus und Tönen kämpfen.
Die kleine Übung, die du dir kostenlos herunterladen kannst, ist wirklich einfach und sieht nach nichts aus.
Und doch mache ich sie mit jedem Schüler und merke, dass sie Sicherheit in der Tastatur, in den Lagen schenkt, dass Fingerhaltung und Artikulation wiederholt und gefestigt werden.
Mit einem großen Bonus:
In dieser Fingerübung knüpft der Schüler den ersten Kontakt zum Metronom.
Warum das Metronom weiterhin wichtig im Instrumentalunterricht ist
Das Metronom wirkt auch wie ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten – doch ist und bleibt es relevant für zwei Ziele:
Gleichmäßiges Spielen
Das Erreichen des gewünschten Tempos
Das gleichmäßige Spielen kannst du bei Anfängern besser durch das laute Mitzählen fördern. Das Klicken des Metronoms wird sie eher irritieren, keine Frage. Auch gibt es unterschiedliche Ursachen, auf die ich in meinem Artikel über flüssiges Spielen eingegangen bin.
Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem jeder Schüler mit dem flüssigen Spielen in einem Stück kämpft. Vielleicht liegt es an Synkopen oder an dem Verhältnis von Sechzehntel- zur Viertelnote. Du weißt genau, dass das Metronom helfen könnte, doch kann es das nicht, wenn dein Schüler damit nicht umgehen kann.
Wenn du es in dieser Situation einführst, kämpft er mit dem Rhythmus, der Koordination der Hände und ähnlichem und jetzt zusätzlich noch mit diesem nervig klickenden Gerät. Das ist Überforderung pur und wird euch Stunden beschäftigen. Wenn es überhaupt funktioniert. Da spreche ich aus eigener Erfahrung…
Alternativ versuchst du es ohne Metronom zu retten. Du denkst dir vielleicht einen Text aus, der deinen Schüler zum richtigen Rhythmus führen soll. Dazu eine Anzahl von Markierungen in seinen Noten. In den nächsten Wochen wirst du sehr oft „hier ein bisschen länger“ oder „diese Töne werden noch etwas schneller gespielt“ sagen. Immer, immer wieder. Mit dem Ergebnis, dass es sehr lange dauert bis das dein Schüler das Stück gelernt hat und wahrscheinlich wird der Rhythmus trotz aller Erklärungen, Bemühungen und Erinnerungen nicht ganz genau sein. Ja, auch das kenne ich – du vielleicht auch?
Es wäre so viel einfacher, sicherer und schneller, wenn dein Schüler das Metronom nehmen könnte.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Einführung des Metronoms?
Den richtigen Zeitpunkt zur Einführung des Metronoms kann man schnell verpassen. Erst wirkt es zu kompliziert und übertrieben für den Anfänger und dann lernt er ja so viele andere Dinge an seinen Stücken, so dass man als Lehrer nicht noch etwas zusätzlich besprechen möchte. Und so vergehen die Jahre…
Mein Ansatz ist dieser:
Der erste Kontakt kann eine ganz einfache Rhythmusübung sein: Stell das Metronom auf 60 bpm und dein Schüler und du klatschen einfach mit. Dann klatscht doppelt so schnell oder langsam. Später könnt ihr einfache Rhythmen nehmen und unterschiedliche Tempi ausprobieren.
Oder du führst es mit der Fingerübung ein, die du dir kostenlos hier herunterladen kannst. Die kannst du einsetzten, wenn dein Schüler die ersten zwei oder drei Lagen wie die C- und F-Position kennengelernt hat. Die Übung ist viel einfacher als ein Stück und damit wird das Spielen mit Metronom absolut händelbar.
Wie du die Fingerübung und das Metronom einführen kannst:
Spiele die Fingerübung vor und lasse sie deinen Schüler nachspielen. Erst später gibst du ihm zur Erinnerung das Blatt mit der Übung, denn er sollte sie möglichst schnell auswendig spielen können. So kann er besser auf seine Fingerhaltung achten und sehen, wie seine Hände in den unterschiedlichen Positionen aussehen. Das ist sehr hilfreich, um eine innere Vorstellung von seinen spielenden Händen zu gewinnen.
Wenn dein Schüler die Übung in der zweiten Stunde sicher spielen kann, führst du das Metronom ein. Jede Viertel bekommt ein Klick. Stell es auf 60 bpm und spiele einmal vor.
Erkläre ihm die beiden Regeln für das Metronom:
Einzählen: Bevor er mit dem Spielen beginnt, übernimmt er das Tempo des Metronoms durch das Mitzählen. Zähle zu Beginn laut mit, dein Schüler wird es schnell von dir übernehmen. Dein Schüler sollte sich laut Einzählen, so merkst du ob und welche Hilfe er noch benötigt.
Stoppen, wenn Spielen und Metronom auseinander sind. Das Metronom kann man in den seltensten Fällen noch einmal einholen. Am besten ist es, wenn der Schüler sofort stoppt, wenn er bemerkt, dass er das Tempo verloren hat. Ansonsten wird es für ihn normal einfach am Metronom vorbeizuspielen. Durch seine Reaktion siehst du wie gut die Wahrnehmung deines Schülers ist und kannst entsprechend helfen.
Sobald dein Schüler die C-Position in 88 bpm/MM spielen kann, beginnt ihr mit der nächsten Position. Während diese erste Position ein paar Wochen brauchen kann, werden die anderen viel schneller funktionieren.
Beginnt dein Schüler die Übung in einer neuen Position, lass ihn selbst heraushören welcher Ton komisch klingt. Wieder erfährst du, wie gut die auditive Wahrnehmung deines Schülers ist.
Die Halbton- und Ganztonschritte sowie die Fünffingerlage in Dur kannst du hier gut besprechen oder wiederholen. Wenn er herausgefunden hat welcher Ton verändert ist, kann er das Vorzeichen zur Erinnerung vor den entsprechenden Ton (Buchstabe) notieren.
Ich behandle am liebsten jede Position für sich, maximal spielt er zwei gleichzeitig. Jede gelernte wird abgeschlossen. Wenn mein Schüler alle gespielt hat, wiederholen wir sie als „Kette“, in dem wir sie nacheinander diatonisch aufwärts spielen.
Es gibt viele tolle Variationen der Fingerübung
Wenn du die kleine Fingerübung siehst, fallen dir bestimmt eine Menge Variationen ein. Du kannst die Unabhängigkeit der Hände üben, staccato gegen legato oder Viertel- gegen Achtelnoten. Du kannst Dur und Moll erfahren lassen.
All diese Ideen kannst du nach und nach umsetzten und weiterführen. Später kommen Tonleitern, Arpeggien und Akkordfolgen hinzu. Immer in Begleitung des Metronoms.
Bis dass dein Schüler das Metronom in seinem Stück verwendet, kann er dessen Verwendung also immer wieder üben.
Welches Metronom sollen deine Schüler kaufen?
Ich empfehle meinen Schülern den Kauf eines günstigen digitalen Metronoms. Die wunderschönen Pendelmetronome sind sie mir zu unsicher, da die Feder zum Aufziehen früher oder später ausleiern wird. Dann erfüllen sie nicht mehr ihren Zweck.
Auch das Nutzen von Apps kann gut funktionieren, vorausgesetzt der Schüler ist in der Lage eventuell eingehende Benachrichtigungen auf seinem Handy zu ignorieren…
Hier kannst du dir die Fingerübung kostenlos herunterladen.
Hast du noch einen Tipp für das Einführen des Metronoms? Wie stehst du zu Fingerübungen? Kommentare sind herzlich willkommen!