Klaviertechnik für Anfänger: Ein Überblick

Welche Klaviertechnik ist für Anfänger wichtig? Worauf sollte ich im Unterricht achten? Und wann und wie führe ich überhaupt welche Tonleitern ein?

Wahrscheinlich kennst du diese oder ähnliche Fragen. Ein paar Anhaltspunkte finden wir in unseren Methoden und mit der Zeit kommen auch eigene Erfahrungen dazu.

Doch oft bleibt die Unsicherheit. Und das Gefühl zu wenig Technik zu vermitteln. Und ob du diese überhaupt „richtig“ unterrichtest. (Das war immer meine größte Angst.)

In diesem Artikel möchte ich mutig meinen aktuellen Wissenstand über Klaviertechnik mit dir teilen. Ob meine Erklärungen und Wege „richtig“ sind? Es sind die Bausteine, die ich in über zwanzig Jahren Klavierunterricht aufgeschnappt oder ausgedacht habe. Die bei mir gut funktionieren.

Bevor ich auf die Techniken für Anfänger komme, möchte ich vorher von meinen Erfahrungen mit der Klaviertechnik erzählen. Ich möchte auch den Begriff „Klaviertechnik“ definieren.

Wie wichtig ist Klaviertechnik im Unterricht?

Diese Frage habe ich mir als junge Lehrerin oft gestellt, doch ich habe es erstmal darauf ankommen lassen. Denn ich wusste auch nicht viel über Klaviertechnik.

Als Kind hatte ich einige Dur- und Molltonleitern gespielt. Vielleicht mal eine Etüde. Doch nichts davon konstant oder strukturiert. Ich war ganz froh, dass ich mich nicht wie viele andere damit quälen musste.

Im Studium an der Musikhochschule hatte ich das Gefühl, dass ich viele Stellen, zum Beispiel Tonleitern oder Sechzehnte,l richtig intensiv üben musste. Meine Kommilitonen*innen schienen dies aus den Ärmeln zu schütteln. Aber vielleicht kam es mir auch nur so vor? Im Prinzip mussten ja schließlich alle üben.

Erst als ich nach meinem Diplom weiter Unterricht nahm, verstand ich was mir gefehlt hatte: Das Verständnis, wie hilfreich Bewegungen sein konnten. Meine neue Lehrerin, die keine Studenten, sondern Kinder unterrichtete, zeigte mir die Grundlagen. Endlich spürte ich, wie ich mit meinen Körper besser musizieren konnte.

Erst da wurde mir bewusst, womit ich im ganzen Studium gekämpft hatte: Ich hatte meine Professorin immer verstanden WAS sie sagte, doch mir hatten oft die Mittel für das WIE gefehlt.

Denn so verstehe ich die Klaviertechnik:

Klaviertechnik zu können bedeutet, dass ich weiß wie ich meinen Körper einsetzten kann.

Dieses Wissen ist die Basis für alles andere.

Darauf ankommen lassen, beobachten und immer wieder testen

Mir wurde also klar, dass ein gewisses Maß am Klaviertechnik wichtig war. Doch wie sollte ich dies in meinen Unterricht einbauen? Ich hatte keinerlei Erfahrungen, auf die ich zurückgreifen konnte.

Waren Tonleitern wichtig? Etüden? Arpeggien? Was war nötig und was war zu viel des Guten? Schließlich würden meine Schüler wohl in den wenigsten Fällen ein Musikstudium anstreben. Und ich wollte keinem das Klavierspiel verleiden.

Immer wieder und oft mit großen Pausen probierte ich aufgeschnappte Tipps und eigenen Ideen aus. Einfach um zu testen wie ich technische Fähigkeiten unterrichten konnte. Eine Struktur zu finden fand ich sehr schwer.

Überwiegend habe ich es bei vielen Dingen auch erstmal darauf ankommen lassen und beobachtet, was die Schüler überhaupt für ihre Unterrichtsstücke brauchen. Womit hatten sie Probleme und wie konnten wir diese lösen?

Es war also ein weiter Weg die Techniken, die ich heute in meinem Unterricht verwende, aufzuspüren. Und mit Sicherheit werde ich noch mehr entdecken. Deshalb sehe ich diesen Artikel nicht als Endprodukt, sondern als Zwischenstand.

Da ich überwiegend Anfänger unterrichte, kenne ich mich mit diesem Bereich am Besten aus. Ich habe versucht möglichst genau mein Vorgehen und die Bewegungen zu beschreiben, doch ist mir bewusst, dass es Potential für Missverständnisse gibt. Ich plane deshalb einen Onlinekurs, in dem ich alle Bewegungen zeige und alle Übungen und Materialien zur Verfügung stelle und ausführlich erkläre.

Ich habe die technischen Fähigkeiten in drei Phasen eingeteilt: Anfängertechnik, erstes Zusammenspiel und Vorbereitung auf die fortgeschrittene Literatur.

Es würde mich freuen, wenn du durch diesen Artikel etwas mehr Klarheit, Bestätigung oder auch einen neuen Kniff für deinen Unterricht mitnehmen kannst.

1. Die ersten Techniken für Klavieranfänger

Vielleicht wirst du dich wundern, was ich alles als technische Fähigkeit einstufe, doch in der ersten Phase am Instrument achte ich darauf, dass mein*e Schüler*in sich eine gute Sitz- und Fingerhaltung angewöhnt. Wir entwickeln ein gutes Körperbewusstsein für Schulter, Ellenbogen und Handgelenk und üben die Bewegungen für die Artikulation von Legato und Staccato.

Der richtige Sitz am Klavier

In der Probestunde beginne ich mit dem Einrichten und Erklären der richtigen Sitzposition. In einer optimalen Sitzhöhe befindet sich der Unterarm parallel zur Tastatur. Der Abstand zum Instrument sollte eine freie Bewegung der Arme zulassen.

Anschließend erkläre ich den Dreipunktsitz. Dabei stehen beide Füße fest auf dem Boden, beziehungsweise auf einem oder mehreren Fußhöckerchen. Der Schüler oder die Schülerin sitzt auf der vorderen Hälfe der Klavierbank. Der Rücken ist aufrecht und gerade, ohne in ein Hohlkreuz zu gehen. Die Schultern sind entspannt.

Anschließend bitte ich den Schüler oder die Schülerin Schultern, Ellenbogen und Handgelenke nacheinander isoliert zu bewegen. Das Bewusstsein für diese Körperteile ist für die Haltung, aber natürlich auch für die kommenden technischen Bewegungen wichtig.

In meinem Artikel über gutes Körpergefühl am Klavier kannst du etwas ausführlicher darüber lesen.

Für eine entspannte und natürliche Sitzhaltung sind die Schultern locker, die Ellenbogen etwas vom Körper entfernt und die Handgelenke als Verlängerung des Unterarms gerade. Dies sollte in den ersten Monaten immer wieder beobachtet und korrigiert werden.

Fingerhaltung

In der Probestunde lasse ich die Schüler ausprobieren wie unterschiedlich sich die Finger anfühlen, wenn sie eine Taste anschlagen. Ich mache sie außerdem darauf aufmerksam, dass die Fingerspitzen immer eine Art Halbkreis bilden. Egal ob wir die Finger ausstrecken oder sie in die gerundete Fingerhaltung bringen.

Oft nenne ich diese Haltung Brückenfinger, da die Finger mit der Hand zusammen einen Halbkreis und damit eine gute Stabilität erzeugen. Wie eine römische Rundbogenbrücke.

Auch hierzu kannst du ausführlicher in „8 Tipps für eine schöne Fingerhaltung“ nachlesen.

Non legato und flexibles Handgelenk

Die ersten Übungen und Stücke lasse ich mit den mittleren Fingern, also 2,3 und 4, spielen. Diese bilden die Mitte der Hand und sind zu Beginn wesentlich unproblematischer als der oft verwendete Daumen. Dieser muss etwas warten bis das die mittleren Finger der Hand etwas Stabilität haben. Dann können sie den Daumen unterstützen in seine richtige Haltung zu kommen.

Damit meine Schüler ihre ersten Stücke in der Klavierschule auf diese Art spielen können, verändere ich einfach die Fingersätze.

Außerdem verwende ich ausschließlich non legato als Anschlag. So kann jeder Finger für sich wahrgenommen werden und die runde Haltung üben. Außerdem üben wir dabei die Beweglichkeit des Handgelenkes.

Das Handgelenk ist für uns Pianisten super wichtig, da wir mit diesen Bewegungen den Anschlag und damit den Klang variieren können. Um dessen Bewegungen kennenzulernen mache ich kleine zusätzliche Übungen. Eine möchte ich kurz vorstellen:

Der Aufzug (drei Stationen für das Handgelenk):

Der*die Schüler*in schlägt mit dem dritten Finger eine beliebige Taste neben dem Körper an. Für die rechte Hand sind etwa die Töne zu Beginn der zweigestrichenen Oktave und für die linke Hand die obersten Töne der großen Oktave gut geeignet. Alle anderen Finger bleiben locker, sie sollten weder unter Spannung abstehen noch in der Hand versteckt werden.

Der Finger verweilt auf der angeschlagenen Taste und das Handgelenk ist dabei gerade. Der Aufzug (das Handgelenk) befindet sich im Erdgeschoss.

Anschließend fährt der Aufzug in die erste Etage. Das Handgelenk hebt sich und bleibt dabei locker, die Finger hängen entspannt herab.

Nun fährt der Aufzug in den Keller. Das Handgelenk senkt sich dafür bis unterhalb der Tastatur ab. Manche Schüler möchten in dieser Haltung die Hand gegen das Instrument drücken, doch dann sind sie zu weit unten. Die Hand sollte weiterhin entspannt bleiben.

Sind die Positionen und Etagen eingeführt, kann der Aufzug auch direkt vom Keller in die erste Etage fahren oder ähnliches. Dies wird ein paar Male geübt, dann das gleiche mit der anderen Hand wiederholt.

Die Finger müssen nicht in perfekter Haltung bleiben, doch sie sollten möglichst aufgestellt sein.

Diese Übung zeigt nicht nur die Flexibilität des Handgelenkes, sie schafft auch ein Vokabular für die Zukunft. Wenn mein*e Schüler*in irgendwann die Bewegung des Handgelenkes vergisst, erinnere ich nur an die „erste Etage“ oder das „Erdgeschoss“ und er*sie weiß sofort was zu korrigieren ist.

Natürlich werden die Handgelenksbewegungen und die gerundete Fingerhaltung auch in den Stücken eingesetzt. Dies ist zuerst schwer, schließlich sind die Schüler auch mit dem Notenlesen beschäftigt. Ich konzentriere mich zuerst auf die Fingerhaltung und anschließend integrieren wir das Handgelenk.

So wird das Handgelenk dann eingesetzt: Zu Beginn eines jeden Anschlags befindet es sich im Erdgeschoss und hebt sich danach in die erste Etage. Anschließend fällt das Handgelenk ohne einen neuen Anschlag sofort zurück in das Erdgeschoss. Während das Heben meistens recht gut gelingt, bereitet das geräuschlose Fallen vielen Schülern zuerst Probleme. Kleine auswendig gespielte Tonfolgen können dabei helfen.

Die Schüler sind mit so vielen neuen Aufgaben beschäftigt und vergessen natürlich immer wieder das Heben und Fallen des Handgelenkes. Oft spiele ich dann einfach mit, so dass mein*e Schüler*in die Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnimmt und mitmacht. Teilweise simuliere ich auch nur die Bewegung.

Möchte ich den*die Schüler*in bei den Bewegungen noch genauer unterstützen und diese spüren lassen, führe ich mit einer Hand den Unterarm und mit den Fingern der anderen Hand helfe ich dabei die Finger aufzustellen. Dies habe ich bei der Klavierpädagogin Irina Gorin gesehen und in diesem Video kannst du beobachten, wie sie es macht.

Du als Lehrer*in kannst dabei fühlen wann und wie dein*Schüler*in verspannt. Über Berührungen werden die Bewegungen oft am unkompliziertesten vermittelt. Ich verstehe, wenn du dies etwas unangenehm oder sogar übergriffig empfindest. Mein Vorschlag wäre, dass du es zuerst einmal mit einem*einer Schüler*in testest und natürlich vorher um Erlaubnis fragst. Alternativ kannst du die Bewegung vormachen und deine*n Schüler*in bei dir spüren lassen. Das Fühlen kann dir viele Erklärungen und Erinnerungen ersparen.

Erstes Legatospiel

Wenn die Schüler die ersten Stücke nach Noten non legato gespielt und sich an gerundete Finger und das flexibles Handgelenk gewöhnt haben, sind sie bereit für das Legatospiel.

Zuerst werden zwei benachbarte Töne verbunden. Im Idealfall nutzt du eine Klaviermethode, die wenig bis keine Vorgaben zur Artikulation macht. Dann kannst du einfach das Zweierlegato an passenden Stellen eintragen. Zusätzlich habe ich kleine Stücke geschrieben, so dass zuerst das Legato zwischen nur zwei Tönen geübt werden kann.

Die Verbindung der Töne findet durch die Gewichtübertragung von einem zum anderen Finger statt. Das Handgelenk hebt sich jetzt erst nach dem zweiten Ton in die „erste Etage“. Bei einem längeren Notenwert hebt es sich übrigens erst auf dem letzten Pulsschlag.

Ist dies verstanden, lässt sich schnell das Legato auf drei und mehr Töne ausweiten.

Das non legato wird anschließend zum staccato, das mit einem sich hebenden Handgelenk gespielt wird. In den folgenden Stücken ist der*die Schüler*in mit legato und staccato sowie dem Absetzen am Ende des Legato-Bogens gut beschäftigt.

2. Klaviertechnik ab dem ersten Zusammenspiel beider Hände

Das Zusammenspiel und die Koordination der Finger von beiden Händen ist ein erster Meilenstein.

Manche Fingerkombinationen sind eine Herausforderung, ebenso die Koordination der unterschiedlichen Tonlängen. Sind die ersten beidhändigen Stücke gelernt, können unterschiedliche Übungen mit fünf Fingern in den Lagen eingeführt werden. Später kommen Intervalle und Dreiklänge dazu. Ebenso wird die Koordination beider Hände durch die Balance der Stimmen verfeinert.

Fingerübungen im 5-Ton-Raum

Die ersten Fingerübungen finden in der C-Lage statt. Es ist sinnvoll zuerst die Gegen- und dann die Parallelbewegung einzuführen. In der Gegenbewegung werden die gleichen Finger zusammen angeschlagen, dies ist einfach zu koordinieren. Etwas mehr Übung braucht die Parallelbewegung in der die gleichen Töne mit unterschiedlichen Fingern gespielt werden.

Ist die Parallelbewegung sicher, können die Fingerübungen legato gegen staccato oder Viertel gegen Achtel wiederholen und absichern. Die Dynamik und das Metronom lassen sich hier ebenfalls sehr gut einführen. Eine kostenlose Fingerübung zum Download und nähere Erläuterungen findest du im Artikel über das Dreamteam Fingerübung und Metronom.

Ich nutze die Fingerübungen auch um neue Lagen auf der Tastatur einzuführen, bevor sie in der Methode auftauchen. So hat der*die Schüler*in bereits Spielerfahrung gesammelt bevor es neue Töne zu lesen gibt. Meine Schüler bekommen die Übung als Blatt in der C-Lage, alle weiteren Lagen erarbeiten wir nach Gehör. So kann sich der*die Schüler*in auf die Fingerhaltung, die Position und die Koordination konzentrieren.

Das Transponieren hilft ihnen, sich an die Fingerpositionen mit den schwarzen Tasten zu gewöhnen, denn je nach Lage werden die Finger mehr oder weniger in die Tasten hineingeschoben, so dass weiterhin der Halbkreis der Fingerspitzen erhalten bleibt.

Die Erfahrung in unterschiedlichen Lagen zu spielen erleichtert dann auch den Lagenwechsel in einem Stück.

Balance der Stimmen

Wenn die grundsätzliche Koordination beider Hände sicher ist, geht es einen Schritt weiter in die Differenzierung der Stimmen. Die Melodie wird akustisch hervorgehoben, während die Begleitung etwas in den Hintergrund rutscht. Im englischsprachigen Raum wird es „in balance“ genannt, ich habe den Begriff für mich so übernommen.

Dies ist zuerst eine große Herausforderung und braucht wirklich Zeit und Übung. Wie genau ich dies im Unterricht löse, kannst du im Artikel „Eine Hand spielt lauter als die andere“ lesen.

Intervalle

Früher oder später kommen Intervalle dazu. Intervalle spielen bedeutet, dass unterschiedlich starke Finger gleichzeitig angeschlagen werden. Hier sind die Verteilung des Handgewichts und natürlich auch „wache“ und bereite Finger in guter Haltung wichtig. Für Anfänger kann dies eine Herausforderung sein.

Hat ein*e Schüler*in Schwierigkeiten beide Finger gleichzeitig anzuschlagen, lasse ich die Töne zuerst abwechselnd spielen, um ein erstes Gefühl für die Finger zu entwickeln. Im nächsten Schritt bleibt dann ein Finger nach dem Anschlag liegen und der andere kommt dazu. Dann umgekehrt. Anschließend versuchen wir wieder den gleichzeitigen Anschlag beider Töne und achten auch darauf, dass die anderen Finger etwas angehoben sind, damit sie nicht versehentlich mitspielen.

Zu Beginn bieten sich die Sekunde, die Terz, die Quinte und eventuell noch die Sexte an. Werden die letzten beiden Intervalle kombiniert, lernen die Schüler, wie sie die Hand öffnen und schließen können.

Auch können an passender Stelle unterschiedliche Fingersätze jedes Intervalls mit kleinen Übungen oder Improvisationen eingeführt werden. Dabei können die Schüler gut auf die unterschiedlichen Charakter der Klänge hingewiesen werden.

Dreiklänge und Ellenbogen

Für die Dreiklangs-Grundstellung benötigt der*die Schüler*in dann drei Finger beim Anschlag. Auch dies führe ich am liebsten mit einer kleinen Fingerübung ein, bevor der Schüler damit in einem Stück konfrontiert wird. Falls in der Methode der Dreiklang erscheint, die Finger des Schülers oder der Schülerin aber noch zu schwach sind oder die Koordination noch nicht gut gelingt, lasse ich die Terz weg und nur Quinten spielen.

Zu Beginn ist es ausreichend nur einige ausgewählte Dreiklänge zu spielen. Die Grundstellungen werden zuerst einzeln, dann zusammen über drei Oktaven mit Pedal gespielt. Anschließend zeige ich dabei die Bewegung des Ellenbogens, der sich nach jedem Anschlag langsam nach außen hebt und sich dabei die Finger von den Tasten lösen. So wird ein runder Klang erzeugt und die Finger sind für den nächsten Dreiklang einsatzbereit.

Anschließend werden die Dreiklänge dann melodisch (oder gebrochen) mit übergreifenden Händen gespielt. Das rechte Pedal verstärkt wieder den schönen Klang. Wenn später der Molldreiklang dazu kommt, muss es nur beim Wechsel von Dur nach Moll einmal gewechselt werden. Der Anschlag der einzelnen Finger wird mit einer kleinen Halbkreisbewegung (nach unten) in Spielrichtung unterstützt.

Erstes Pedal

Immer mehr Klavierschulen nutzen das Pedal schon früh als Klangeffekt. Bis das dann aber das Bindepedal eingeführt wird, vergeht in der Regel einige Zeit. Es ist auch unter dem Begriff „nachgetretenes Pedal“ bekannt.

Für eine von Anfang an richtige Pedaltechnik ist es wichtig, dass die Ferse des rechten Fußes auf dem Boden bleibt. Bei kleineren Kindern senke ich dafür die Bank etwas tiefer als normal. Auch experimentiere ich mit der Entfernung zum Instrument, bis das der*die Schüler*in mit dem recht ausgestreckten Bein an das Pedal gelangt. Den linken Fuß wird auf dem Fußhocker abgestellt, dass sorgt noch für etwas mehr Stabilität.

Haben meine Schüler ihre Töne gelernt, können wir uns mit dem rechten Pedal beschäftigen. Zuerst zeige ich, dass es die meiste Zeit unten bleibt und nur kurz hochgehoben und sofort wieder hinunter getreten wird. Diesen Wechsel probieren wir erst ohne Töne. Wichtig ist, dass der Fuß immer auf dem Pedal bleibt, sonst hebt sich das Pedal ungebremst und erzeugt so an vielen Instrumenten ein lautes Klopfen, das sehr irritierend und unerwünscht ist.

Ist dies verstanden, gehen wir zurück an das Stück und probieren nun Hände und den rechten Fuß zu koordinieren. Eine weitere Herausforderung am Klavier, besonders, da das Pedal sich nicht rhythmisch einbinden lässt.

Die Anschaffung eines Kinderpedals ist übrigens nicht nötig. Ich habe eins und kann verraten, dass dies besonders viel Kraft braucht, da nun ja zwei Pedale getreten werden müssen. Die Sitzhaltung kann auch nicht so gut wie oben beschrieben angepasst werden.

3. Fortgeschrittene Klaviertechnik

Viele Grundlagen sind nun bereits gelegt. Den Beginn der „fortgeschrittenen“ Klaviertechnik ordne ich etwa den Stücken, die im Level 3 von Jane Magrath Masterwork Classics-Heften zu finden sind, zu.

Für das Tonleiterspiel ist eine gute Daumenarbeit wichtig. Für die Zweistimmigkeit in einer Hand nutzen wir die Unterarmrotation und es kommen Dreiklangsumkehrungen, Fingerlegato und Verzierungen dazu.

Daumenuntersatz und Fingerübersatz

Bevor es Richtung Tonleitern geht, ist es sinnvoll zuerst den Daumenuntersatz zu beziehungsweise den Fingerübersatz mit den einzelnen Händen zu üben. Dafür spielen wir unterschiedliche 5-Ton-Reihen mit dem Fingersatz 12312 und 12341 und ich zeige meinen Schülern, wie ihr Daumen hinter den Fingern 2,3 und 4 mitlaufen kann, damit er keinen weiten Weg hat und ganz ohne Schwung einfach an seinen neuen Ton erreichen kann.

Außerdem ist hier die Fingerhaltung wieder wichtig, damit die gerundeten Finger eine Art Tunnel für den Daumen bilden können.

Diese Übung wie auch die folgende habe ich im Kurs „The Intermediate Course: Continuing Pianistic Growth and Development“ vom Frances Clark Center entdeckt und erfolgreich getestet.

Rotation des Unterarmes

Immer wieder gibt es Stücke in denen die Zweistimmigkeit in einer Hand erfordert wird. Der einfachste Weg zur Umsetzung ist die Rotation des Unterarmes. Wenn ich in meiner Planung sehe, dass ein erstes Stück mit dieser Anforderung ansteht, führe ich die Rotationsübung ein BEVOR wir mit dem Stück beginnen.

Die Zweistimmigkeit durch Rotation des Unterarmes ist eine schnell gelernte Technik. Wichtig ist, das der*die Schüler*in versteht, dass viel Schwung einen lauten Anschlag und minimale Bewegung einen leisen Klang erzeugt. Um viel Schwung zu erzeugen, wird der anzuschlagende Finger gehoben und der Unterarm kommt in die Drehung.

Soll ein Finger seinen Ton laut anschlagen, heben wir ihn vorher hoch in die Luft, während sich die Hand leicht auf dem 1. oder 5. Finger abstützt. Die Übung können wir in zwei Richtungen spielen:

  • 5., 4., 3. und 2. Finger laut und den Daumen leise oder
  • 1., 2., 3. und 4. Finger laut und den 5. leise.

Dreiklänge und Umkehrungen

Um sämtliche Dreiklänge einzuführen gehe ich immer von der Tastatur, beziehungsweise dem Tastenbild aus. In der Regel sind nämlich der untere und der obere Ton in der gleichen Farbe, die großen Ausnahmen sind die Quinten B-F und H-Fis. Dies sollten die Schüler bereits wissen, wenn sie vorher Quinten gespielt haben.

Es gibt unterschiedliche Gruppen an (Dur-) Dreiklängen:

  • ganz weiße Dreiklänge: C, F, G,
  • außen weiß und innen schwarz: D, E, A
  • außen schwarz, innen weiß: Cis, Dis, Gis,
  • ganz schwarz: Fis,
  • und die Ausnahmen: Ais (oder B), H

So wie die Dreiklänge hier notiert sind, führe ich sie auch mit einer Ausnahme ein: Nach den ersten zwei Gruppen folgt das H, damit die Dreiklänge aneinandergereiht auf der C-Dur-Tonleiter gespielt werden können.

Anschließend folgen die restlichen Akkorde der schwarzen Tasten, so dass zuletzt die chromatische Tonleiter ab C als Zusammenfassung aller Dreiklänge gespielt werden kann. Einzeln, zusammen, auf und ab.

In der Regel leite ich die Moll-Dreiklänge dann von Dur ab, schließlich ändert sich nur der mittlere Ton. Möglich ist aber auch eine eigene Einteilung nach schwarzen und weißen Tasten.

Die Fähigkeit Dreiklänge zu spielen nutze ich dann, um mit meinen Schülern rhythmisierte Akkordfolgen zu spielen.

Anschließend zeige ich, wie die Umkehrungen gebildet werden. Ich empfehle die harmonischen und gebrochenen Umkehrungen lange einzeln in Dur und Moll zu spielen. Der Wechsel im Fingersatz (2. oder 3. Finger) an unterschiedlichen Stellen beider Hände ist wirklich schwer. Die Schüler spielen also die Grundstellung, dann die 1. und 2. Umkehrung und wieder die Grundstellung. Dann den Weg zurück.

Zum Schluss gehen wir zurück zu den Akkordfolgen und spielen sie nun mit den Umkehrungen. Das Kombinieren der richtigen Töne braucht etwas Kopfarbeit, doch die rechte Hand erspart sich die vielen Sprünge.

Fingerlegato

Spätestens in dieser Phase werden die Schüler vor die Herausforderung gestellt Intervalle in einer Hand legato spielen zu müssen. Teilweise passt der Fingersatz und wir können zum Beispiel von 2-4 auf 3-5 binden. Oft ist es aber nur möglich, dass ein Finger liegen bleibt und ein legato erzeugt, während der andere sich heben muss.

Hier ist wieder gute Fingerkontrolle gefragt. Welcher Finger bleibt liegen, welcher hebt sich? Oft ist es auch wichtig, dass der Legato-Finger auf seiner Taste weiter hinein rutscht. Dann wäre der ganze Bewegungsablauf folgender:

  1. beide Finger schlagen ihre Töne an
  2. der nicht bindende Finger hebt sich,
  3. falls der gehobene Finger eine schwarze Taste anschlagen soll: Der bindende Finger rutscht etwas weiter in die Taste, hält sie aber angeschlagen während sich der gehobene Finger sich zu seiner nächsten Taste bewegt,
  4. beide Finger schlagen die neuen Töne an.

Für dieses Fingerlegato setze ich keine separaten Übungen ein. Das besprechen und üben wir direkt am Stück.

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher ob diese Technik so heißt. Falls du einen anderen Namen dafür kennst, lass es mich bitte wissen.

Verzierungen

In der Regel tauchen Triller, Doppelschlag und Co so selten auf, dass ich dafür keine extra Übungen mache. Sie werden direkt am Stück geübt.

Meine Empfehlung ist aber, die entsprechende Verzierung so früh wie möglich, etwa in der zweiten Stunde und noch im Einzelspiel der Hände, einzubinden. Aus meiner eigenen Erfahrung als Schülerin weiß ich noch gut, was für eine große Hürde ein Triller sein konnte. In meinem Unterricht kamen die Triller erst ganz am Ende dazu, das hat mich jedes Mal aus der Bahn geworfen.

Oft sind sie auch erklärend in einem extra System über der Stelle ausgeschrieben. Beim Üben wird dies gern übersehen, deshalb schreibe ich die Töne der Verzierung oft nochmal in das Hauptsystem.

Um seinem*seiner Schüler*in einen Überblick über alle Verzierungen zu geben, finde ich die Übungen aus dem Techniktrainer von Jackie Sharp gut. Möchte ich etwas Bestimmtes vertiefen, würde ich nach einer Etüde von Anne Terzibaschitsch gucken.

Tonleitern

In diesem Bereich bin ich aktuell noch am experimentieren, denn es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Wichtig ist mir, dass meine Schüler verstehen, dass es einige wenige Fingersatz-Bausteine gibt, die quasi auf das Auftreten der schwarzen und weißen Tasten abgestimmt werden.

Ich beginne immer mit H-Dur, da hier der Fingersatz wunderbar offensichtlich ist. Wenn wir die rechte Hand betrachten, werden die beiden einzigen weißen Tasten (h und e) vom Daumen, die zwei schwarzen Tasten (cis und dis) vom 2. und 3. Finger und das Grüppchen der drei schwarzen Tasten (fis, gis und ais) vom 2., 3. und 4. Finger gespielt. Links weicht nur der Startton h von dieser Folge ab, er wird vom 4. Finger gespielt.

Besondere Aufmerkamkeit hat der Daumen, der wie in der oben erwähnten Daumenuntersatzübung immer hinter den anschlagenden Fingern mitläuft.

In den anschließenden Tonarten Fis und Des festigen wir diese Bausteine, bevor es in die restlichen Tonleitern geht.

Auch hier gebe ich dem Schüler kein einschüchterndes schwarzes) Blatt, sondern notiere nur den Fingersatz in seiner Übeliste. Die dick gedruckten Zahlen stehen für schwarze Tasten.

Ein paar letzte Anregungen zur Klaviertechnik

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich kein spezielles Technik-Heft verwende. Viele sind mir zu langatmig oder zu vollgestopft. Ich verwende lieber eigene Übungen nach Bedarf und teile entweder ein Blatt aus, schreibe sie direkt in die Übe-Liste meiner Schüler oder zeige sie nur. Mit einigen Schülern nutze ich aber auch den Technik-Trainer.

Trotzdem habe ich einige Empfehlungen, die einen Blick wert sind:

  • Der Technik-Trainer von Jackie Sharp (kein Affiliate-Link)
  • Etüden von Anne Terzibaschitsch
  • Ein Dutzend am Tag von Edna-Mae Burnam
  • Die Tastenforscher von Martina Hussmann und Guido Klaus

Ich hoffe, dass du den ein oder anderen Impuls für deinen Unterricht mitnehmen konntest. Vielleicht vermisst du aber auch eine bestimmte Technik? Oder du kennst sie unter einem anderen Namen? Über Fragen, Ergänzungen und Kommentare freue ich mich sehr.

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2 Kommentare

  1. Vielen Dank Carina für den tollen Überblick! Ich freue mich über die vielen Anregungen – vor allem auch die Reihenfolge in der du die Techniken einführst und es ist beruhigend zu wissen, dass meine Schüler nicht die einzigen sind, die Tonhöhe, Rhythmus, Fingerhaltung und Handgelenk und Ellbogen (und Schultern) alles auf einmal gelöst bekommen :-)…

    1. Liebe Nathalie,

      es freut mich, dass du den Überblick über die Technik hilfreich findest. Nee, ich glaube, dass unsere Schüler dann sehr überfordert wären. Je nach Situation ist die eine oder andere Korrektur wichtiger als andere. Das ist unsere Aufgabe den Fokus zu setzten.

      Ich habe vor vielen Jahren einen Tipp bekommen: Arbeite an dem, was dich am meisten stört. Und damit fahre ich wirklich gut. Auf die anderen Bereiche komme ich dann später zurück.

      Ganz lieben Dank für deinen Kommentar!

      Carina

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