Der Umgang mit abgesagten Stunden

Was machst du, wenn dein Schüler absagt? Gibst du Nachholstunden? Ich nicht mehr. Viele Jahre habe ich den Samstag oder Ferientage zum Nachholen gebraucht. Inzwischen setzte ich klare Grenzen und biete Alternativen an.

In diesem Artikel erfährst du, wie du als selbständige*r Instrumentallehrer*in die Regelung in deinem Unterrichtsvertrag formulieren und umsetzen kannst. Du erfährts, was du alternativ anbieten kannst, wenn dein Schüler nicht kann und warum dir Nachholstunden nicht guttun.

Kurz zur Definition: Es gibt unterschiedliche Gründe, warum die Frage nach einer Nachholstunde aufkommt. Generell ist es eine vom Schüler oder von dir abgesagte Stunde, die du aufschreibst und zu einem unbestimmten späteren Zeitpunkt unterrichtest.

In diesem Artikel wende ich mich vor allem an Selbständige, falls du an einer städtischen oder privaten Musikschule unterrichtest, bist du vielleicht zu Nachholstunden verpflichtet. Vielleicht sind meine vorgeschlagenen Alternativen aber auch für dich brauchbar, dies müsstest du wahrscheinlich mit deinem*r Vorgesetzen abklären.

Mit diesem Artikel möchte ich dir vor allem Mut machen deine eigene Regelung zu finden – und sie auch durchzusetzen! Lass den Einblick in meinen Unterricht auf dich wirken und schau, was davon für dich passt.

Gesunde Grenzen ziehen – immer wieder

Im Prinzip regelt der Unterrichtsvertrag alles.

Ich bin keine Anwältin und dies ist keine Rechtsberatung. Ich zeige dir aber gern, was in meinem Unterrichtsvertrag steht:

Damit ist eigentlich klar: Für versäumte oder abgesagte Stunden ergeben sich weder Ansprüche auf Nachleistung noch entfällt die Honorarpflicht. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Unterrichtsstunde ein von beiden Seiten verbindlich vereinbarter Termin ist.

Eigentlich…

Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, für die wir Lehrer Verständnis haben und dann unsicher werden, wie wir uns am besten verhalten sollen. Und oft geht es bei Nachholstunden um das Grenzen setzten.

Es gibt auch Eltern, die sich „Fragen kostet nichts“ denken. Das kann ein Charakterzug sein, sie meinen es eigentlich auch nicht böse und man muss es nicht persönlich nehmen. Verweise sie auf die vertragliche Regelung, denen sie zugestimmt haben.

Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden was für mich wann ok ist und kann dir sagen, dass es mit der Zeit definitiv einfacher wird Entscheidungen zu treffen, zu reagieren und die Grenzen einzuhalten. Gerade wenn du weißt, dass du es mit anderen Schülern auch so geregelt hast.

Egal welche Regelung du triffst, du kannst jederzeit eine Ausnahme machen. Doch du solltest dir dessen bewusst sein und nicht zu viel zulassen.

Und eines möchte ich dir dringend ans Herz legen:

Trotz Vertrag solltest du einen neuen Schüler auch immer mündlich auf die Regelung aufmerksam machen!

Carina Busch

Für viele Schülereltern ist es klar, für andere wiederum gar nicht, andere lesen den Vertrag erst gar nicht – deshalb empfehle ich dir eine kurze Erklärung.

Was wird nachgeholt und was nicht? Ein paar Beispiele…

Also wie kannst du dich in unterschiedlichen Situationen verhalten? Im Folgenden erfährst du, wie ich persönlich bestimmte Umstände handhabe. Und du wirst sehen – nachgeholt wird nichts davon. Höchstens verschoben.

Leicht angeschlagen: Wir machen eine Onlinestunde. Fühlt er*sie sich nicht fit genug, fällt die Stunde aus. Mit erhöhter Temperatur macht Unterricht keinen Sinn.

Knochenbrüche: Die Stunde findet statt, solange der Schüler sich gut fühlt. Ansonsten verfällt sie, krank ist krank. wie generell bei Krankheit. Egal welches Körperteil betroffen ist – irgendwas geht immer. Es gibt einhändige Stücke und wir nutzen die Zeit für Musiktheorie. Perfekt!

Kindergeburtstag: Generell fällt die Stunde aus. Doch falls ich irgendwo Luft habe oder weiß, dass ein anderer Schüler nicht kann, verschieben wir sie zu diesem Termin.

Eigener Geburtstag: Manchmal möchten Schüler an ihrem Geburtstag keinen Unterricht. Nicht, weil sie es nervt, sondern weil es ein besonderer Tag ist und sie nicht den normalen Alltagstrott wollen. Zumindest nicht noch nachmittags, denn schließlich müssen sie ja schon in die Schule. Wenn möglich versuche ich den Termin zu verschieben. Wenn meine Mütter aber merken, dass ich es wirklich nicht kann, fragen sie ihr Kind, ob Klavier wirklich ausfallen soll oder ob es doch als normaler Termin stattfinden kann.

Viele Hausaufgaben/ Lernen für eine Klassenarbeit: Generell fällt die Stunde aus. Doch falls ich irgendwo Luft habe und es einen sinnvollen Abstand zur Folgestunde gibt, verschieben wir sie zu diesem Termin. Es kommt außerdem auf den Schüler an. Einem fleißigen und interessierten Schüler biete ich eher einen anderen Termin an als einem, der eher passiv ist und erst auf dem letzten Drücker ein Referat vorbereit oder für eine Arbeit lernen.

Klassenfahrt: Die Stunde fällt aus. Sie lässt sich schwer verschieben und der Schüler hat sowieso nicht üben können und ist übermüdet.

Arzttermin: Die Stunde fällt aus, denn wahrscheinlich hätten sie einen anderen Termin bekommen, wenn sie früher angerufen hätten. („Wir haben leider keinen anderen Termin kriegen können.“) Oft wird lieber die Zeit des Klavierunterrichts genommen statt eines Mannschaftstrainings in Fußball und Co. Wahrscheinlich, weil die Klavierstunde ein individuell vereinbarter Termin ist. Und weil kein wichtiges Spiel am Wochenende ansteht.

Und falls die Zahnspange spontan repariert werden muss, ist es halt so. Das sind höhere Mächte, die nicht wir ausbügeln müssen.

Andere Schulferien: Ich habe immer wieder Schüler, die eine internationale Schule besuchen. Diese haben andere Ferienregelungen als deutsche Schulen. Diese Stunden finden statt, wenn die Schüler da sind, ansonsten verfallen sie. In meinem Vertrag steht: „ Als Grundlage gelten die Unterrichtseinheiten, die laut offiziellem Schuljahr des Landes NRW stattfinden. An den gesetzlichen Feiertagen und in den Ferien der allgemeinbildenden Schulen des Landes NRW findet kein Unterricht statt.“ Darauf weise ich bei der Probestunde hin ich und wenn die Eltern dies unterscheiben, gehe ich davon aus, dass es akzeptiert wurde.

Warum abgesagte Stunden nicht nachgeholt werden

Ist dir eigentlich bewusst, warum eine abgesagte Stunde nicht nachgeholt wird?

Im Prinzip mieten deine Schüler einen Termin bei dir. Sie sichern sich deine Zeit und wenn sie diese nicht nutzen, verfällt sie.

Wenn du im Urlaub ein Strandkorb an der Nordsee mietest, doch ihn nicht nutzt, musst du ihn trotzdem bezahlen. In dieser Zeit kann nämlich der Verleiher diesen Strandkorb keinem anderen Kunden vermieten.

Die abgesagte Stunde kann nicht nachgeholt werden, da du sie nicht neu verkaufen kannst. Es stehen schließlich nicht drei weitere Schüler auf Abruf bereit, oder? Jeder deiner Schüler hat einen eigenen Termin.

Also kannst du die abgesagte Stunde in der Regel nicht anders füllen und gibst du dann eine Nachholstunde hast du ganz einfach ein Minus in deiner Zeit.

Nachholstunden kosten dich etwas

Falls du noch nicht überzeugt bist – ist dir bewusst, dass Nachholstunden DEINE Zeit und Energie kosten?

Nachholstunden finden häufig in deiner Freizeit, zum Beispiel samstags oder in den Ferien statt.

Viele Jahre habe ich so Stunden nachgeholt und gedacht: „Ist nicht schlimm, mach ich doch gerne. Ich unterrichte ja aus Leidenschaft. Und der Schüler kommt weiter.“

Manchmal war es aber auch anstrengend und nervig. Zum Beispiel wenn Schüler die Stunde vergessen hatten, obwohl ich sie vor zwei Tagen daran erinnert hatte. Dann saß ich an meinem freien Tag rum und wartete auf den nächsten Schüler… Erholung hätte mir besser getan.

Doch im Prinzip hatte ich Zeit, warum sollte ich also nein sagen?

Seitdem ich eine Tochter habe, ist es viel einfacher eine Grenze zu ziehen. Meine freie Zeit ist mir viel wichtiger geworden. Eine Betreuung habe ich auch nicht immer an der Hand – und will sie auch gar nicht wegorganisieren.

Der Zeit-Faktor:

Wenn eine Unterrichtsstunde ausfällt, kannst du die Zeit nur bedingt gut nutzen. Bestimmt fällt dir etwas ein was du in der Freistunde tun kannst– doch es wird immer mit Blick auf die Uhr sein. Richtig abschalten kann man also nicht.

Und dazu kommt jetzt die Zeit der Nachholstunde. Du musst eventuell hin und her schreiben bis das der oder die Termine stehen. Dann kommt die eigentliche Stunde dazu und eventuell auch Fahrtzeit. Eine einzige 45-minütige Nachholstunde kostet dich schnell zwei ganze Stunden, sobald du dafür das Haus verlassen musst.

Und weißt du was? So dankbar alle auch für das Verschieben sind – dieser zusätzliche Termin wird sehr gern vergessen!

Der Energie-Faktor:

Du bietest eine Nachholstunde in deiner Freizeit an. Egal ob vor oder nach anderen Schülern, am Wochenende oder in den Ferien – das ist deine freie Zeit, in der du dich erholen solltest. Für deine Gesundheit und eben auch für deine Schüler.

Es ist sehr wichtig, dass wir mal nicht die Bedürfnisse und Gefühle anderer im Fokus haben, sondern nachspüren und hören können, was wir gerade brauchen.

Und das schreibe ich, Carina Busch, die wirklich große Probleme mit dem Entspannen hat und immer gern alle um mich herum glücklich machen möchte…

Eigene Fehltage nachholen

Bisher ging es immer um die Situation, dass dein Schüler nicht kann. Was ist, wenn du als Lehrer krank wirst? Früher oder später, bei dem einen mehr als beim anderen – wird dies der Fall sein.

Falls du auch Konzerte spielst und dazugehörige Proben hast, wirst du auch hin und wieder Unterricht absagen müssen.

Da können schnell einige Stunden zusammenkommen. Behalte auf jeden Fall deine Energie dabei im Auge. Vielleicht empfindest du Nachholstunden in deinen Ferien auch super, da dein ganzer Alltag entzerrt ist.

Falls du den Berg an Nachholstunden aber kaum abarbeiten kannst, hast du immer auch die Möglichkeit das Honorar dieser Stunden zurückzuzahlen. Eine Möglichkeit, die gern vergessen wird.

Mir persönlich ist es inzwischen lieber auf das Geld als auf meine Freizeit zu verzichten. Falls ich krank werde, muss der*die Schüler*in die Stunde nicht bezahlen und ich gebe sie auch nicht nach. Ich verrechne dies immer am Ende des Schuljahres und zahle dann anteilig zurück.

Ein weiterer Weg, von dem ich gehört habe: Du kannst dir auch ein paar bezahlte Krankentage in den Vertrag schreiben.

Du bist selbständig. Du entscheidest, wie es am besten für deine Schüler aber eben auch für dich laufen soll. Beobachte welche Situationen dich ärgern oder anstrengen und dann probiere einen anderen Weg.

Alternativen zur Nachholstunde

Statt mit schlechtem Gewissen leise „Nein“ zu sagen oder grummelnd eine Nachholstunde aufzuschreiben kannst du auch folgende Alternativen anbieten:

Zeitnahes Verschieben

In den oben genannten Beispielen hast du es schon gelesen, je nach Schüler und Situation versuche ich den Termin zu verschieben. Ganz wichtig ist hier aber das Wort „zeitnah“. Damit meine ich, dass die Stunde in der gleichen Woche des regulären Termins stattfindet. Eventuell noch in der Woche davor oder danach, doch dies muss in einem sinnvollen Abstand zu den anderen Stunden passieren.

Biete die Termine an, die du möglich machen kannst und für die du dich nicht groß verbiegen musst. Das kann auch nur ein einziger Termin sein und wenn der Schüler da auch nicht kann, hast du zumindest ein Angebot gemacht. Es gilt schließlich die Regel, das abgesagte Stunden nicht nachgeholt werden.

Falls du keinen Alternativtermin hast, kannst du anbieten dich zu melden, falls ein anderer Schüler absagt.

Diese Regelung betrifft auch deine Freizeit, doch nur so, wie es auch für dich passt. Du sammelst keine Nachholstunden, die du dann in den Ferien abarbeiten müsstest.

Videos ansehen und Feedback senden

Ist vorher klar, dass der Schüler nicht zur Stunde kommt, kannst du vorschlagen, dass er dir Videos schickt. Er lässt sich einfach beim Üben mit dem Smartphone aufnehmen und schickt dir die Videos per WhatsApp.

Im Idealfall lässt du dir die Videos VOR seinem regulären Unterrichttermin schicken, damit du sie in seiner Zeit angucken und eine Antwort aufnehmen kann. Ich nutze also seine Unterrichtszeit für ihn und der wöchentliche Rhythmus bleibt intakt.

Obwohl dieses Angebot gut zu realisieren ist, wird es leider selten genutzt. Die Initiative liegt beim Schüler beziehungsweise seiner Eltern, wenn er die Chance nicht nutzt und keine Videos schickt, ist es seine Entscheidung. Daran merkst du, dass die Klavierstunde wohl doch nicht so wichtig ist. Auch wenn sie „teuer“ ist… (Ein Argument, dass gern von Eltern genannt wird, wenn sie absagen.)

Neue Hausaufgaben schicken

Du kannst außerdem das Angebot machen ihm*ihr neue Hausaufgaben oder eine neue Übe-Liste zu schicken. Hier erweisen sich die doppelte Übe-Liste oder das Stundenprotokoll sehr nützlich. Egal welche Notizen du dir machst, du gibst dann die nächsten Schritte im Übeprozess auf und schickst ihm*ihr dies.

Du fischst dabei etwas im Trüben, doch andererseits kennen wir unsere Schüler und so machen sie zumindest ein paar Fortschritte. Fehler werden dann in der nächsten Stunde besprochen.

Auch hier kannst du wieder die reguläre Unterrichtszeit dafür nutzen. Damit ist die Frage nach einem Nachholtermin vom Tisch.

Fazit

Ich vermute dieser Artikel hat dir einiges zu denken gegeben.

Wo hast du dich wieder gefunden?

In welchem Punkt siehst du es vielleicht anders?

Und falls du eine weitere Strategie oder Alternative für Nachholstunden kennst, schreib sie doch bitte für alle Leser sichtbar in den Kommentar.

Viel Freude im Unterricht!

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