Weihnachtslieder im Klavierunterricht einmal anders

Weihnachtslieder im Klavierunterricht anders nutzen

Langsam wird es herbstlich und die ersten Lebkuchen und Dominosteine sind im Supermarkt erhältlich. Für sämtliche Instrumentallehrer sind dies erste Anzeichen dafür, dass sie bald ihre Weihnachtsnoten hervorholen werden.

Und? Hast du Lust auf Weihnachtslieder? Manchmal ist die Vorfreude nicht so groß, oder? Aber wie wäre es, wenn du dieses Jahr die Weihnachtslieder in deinem Unterricht einmal anders einsetzten würdest?

In diesem Artikel findest du vier Ideen, um das Lernpotential der Weihnachtslieder auszubauen. Je nach Schülerinteresse und Fortschritt könntest du für jeden Schüler eine passende Idee auswählen und umsetzten.

Unbekannte Weihnachtslieder spielen

Meine Schüler dürfen sich ihre Weihnachtslieder immer selber aussuchen. Da freuen sie sich immer drauf – doch ich bin manchmal etwas traurig, dass sie immer nur die sehr bekannten Lieder wählen. Es gibt doch so wunderschöne Melodien!

Das möchte ich dieses Jahr ändern. Ich habe einige unbekannte Weihnachtslieder ausgewählt und werde auch hier meine eher fortgeschrittenen Schüler aussuchen lassen. Sie haben bereits die üblichen Weihnachtslieder gespielt und sind definitiv weit genug sich auch einmal an etwas Unbekanntes zu wagen.

Meine Auswahl habe ich dieses Jahr auf deutsche und kirchliche Lieder beschränkt, die sich in „Weihnachtliche Tastenträume“ von Anne Terzibaschitsch befinden. (Unbezahlte Werbung)

  • Es ist ein Ros´entsprungen
  • Es kommt ein Schiff geladen
  • Kommet ihr Hirten
  • Maria durch ein Dornwald ging
  • Morgen Kinder wird´s was geben
  • Nun freut euch ihr Christen (aus Adult Pianoadventures Christmas 2 von Faber)
  • Still, still, still
  • Tochter Zion
  • Vom Himmel hoch da komm ich her

Mehrstimmigkeit oder sogar Choralspiel. Takt- und Lagenwechsel. Damit lässt sich doch der Horizont unserer Schüler ordentlich erweitern, oder?

Ich freue mich schon auf diese schönen Melodien in der Adventszeit.

Weihnachtslieder als Leadsheet spielen

Bekannte, einfache Weihnachtslieder eignen sich hervorragend um das Leadsheetspiel, oder die Liedbegleitung, einzuführen. Dies ist eine tolle Möglichkeit um Akkorde zu üben, Begleitmuster kennenzulernen und sich Gedanken über den Fingersatz der rechten Hand zu machen.

Zu Beginn ist es für Schüler sehr verwirrend, dass die linke Hand nicht richtig notiert ist und sich quasi über der rechten befindet. Es braucht etwas Zeit, bis das es läuft, doch es lohnt sich.

Im Holzschuhverlag ist das Heft „Tastenforscher Liedbegleitung“ von Martina Hussmann und Guido Klaus erschienen. (Unbezahlte Werbung) Es bietet anhand einer großen Sammlung von Kinder-, Volks- und Jahreszeitenliedern eine große Bandbreite in das Thema. Die Akkorde der linken Hand sind unten auf der Seite abgebildet, ebenso werden Begleitmuster vorgeschlagen. Schade finde ich, dass von Anfang an mit Umkehrungen (Slash Chords) gearbeitet wird. Hier hätte ich mir eine Progression gewünscht, erst nur Grundstellungen, dann die Umkehrungen und letztendlich das Einbeziehen von Vierklängen.

Einfacher finde ich deshalb „Easy Piano Lead Sheets – Christmas Edition“ von Olivia Ellis und Davis Dorrough (unbezahlte Werbung, erhältlich nur bei Amazon). Das ganze Heft kommt ohne Umkehrungen (oder Slash Chords) und Vierklänge aus, außerdem sind die Weihnachtslieder in einfachen Tonarten. Dies gibt ganz viel Raum für den Lernprozess, aber auch die eigene Kreativität von Lehrer und Schüler.

Beide Hefte bieten eine gute Einführung in das Thema Liedbegleitung und haben eine Einteilung nach Schwierigkeit. Diese bezieht sich allerdings eher auf die linke Hand, deshalb würde ich bei jedem Lied zusätzlich überlegen, ob der Schüler auch die Melodie der rechten Hand gut verstehen wird.

Das Leadsheet-Spiel finde ich extrem wichtig für eine praktische Harmonielehre und Ensemblespiel, zum Beispiel die Schulband.

Weihnachtslieder am Klavier begleiten

Wenn die Weihnachtslieder gelernt sind, singen wir oft im Unterricht dazu. Mehrere Strophen bedeuten schließlich Wiederholung! Und ich bereite meine Schüler außerdem gerne darauf vor, dass die Klassenlehrerin alle Kinder und Eltern auf der Weihnachtsfeier enthusiastisch einlädt mitzusingen. Oder es könnte die Familie am Weihnachtsabend sein. Was tun, wenn Opa Hans viel schneller als die anderen singt? Oder was mache ich, wenn ich mich verspielt habe, die anderen aber weiter „Oh du fröhliche“ schmettern?

Doch wir könnten noch einen Schritt weiter gehen: Wie wäre es, wenn sich die Schüler zu ihrem Gesang selbst „nur“ mit Harmonien begleiten? So, wie es zum Beispiel große Starts wie Lady Gaga, Elton John oder Chris Martin von Coldplay machen.

In beiden erwähnten Heften, dem Tastenforscher Liedbegleitung und den Easy Piano Leadsheets finden sich zum Thema Begleiten einige Anregungen und Begleitfiguren in unterschiedlichen Taktarten. Im letztgenannten Heft ist für jedes Stück auch ein sogenanntes Chord Chart abgebildet, darauf befinden sich ausschließlich der Text und die Harmonien.

Wahrscheinlich ist diese Variante nicht für jeden Schüler geeignet. Ich könnte es mir aber mit größeren Teenies vorstellen – und mit leichten und bekannten Weihnachtsliedern auch für jüngere Schüler, die schon ein paar Erfahrungen mit Dreiklängen haben.

Außerdem wäre dies langfristig eine Möglichkeit ihre Geschwister am Melodieinstrument zu begleiten. Gerade zur Weihnachtszeit kommen solche Anfragen gerne von Schülereltern. Es ist nicht immer einfach eine spielbare Tonart für beide zu finden, doch vielleicht funktioniert es.

Weihnachtsmelodien transponieren

Weihnachtslieder wurden früher vor allem gesungen und umfassen schnell den Umfang einer Oktave. Das merken Klavierlehrer besonders, wenn sie Stücke für Anfänger suchen. Oft werden die Melodien zur Vereinfachung auf beide Hände aufgeteilt.

Fortgeschrittenen Schülern kann mehr zugetraut werden. Zum Beispiel könnten sie eine Melodie nach Gehör am Klavier suchen und einprägen. Dabei hilft es, wenn die Tonabstände und Fingersätze gemerkt werden. Eine tolle Möglichkeit um die Intervalle zu besprechen oder zu wiederholen.

Und ist dies verinnerlicht, könnt ihr als nächsten Schritt die Melodie in eine neue Tonart transponieren. Eine spannende Übung um sich intensiver mit Mustern und Intervallen auseinanderzusetzten und dieses Wissen dann auch in anderen Stücken zu nutzen.

Ein guter Ausgleich, falls du dieses Jahr die One Minute Challenge und damit das absolute Notenlesen geübt hast.

Weihnachtslieder können immer wieder spannend sein

Kannst du dir ein paar der Ideen in deinem Unterricht vorstellen? Vielleicht machst du dir eine kleine Liste mit den Namen deiner Schüler (die Fortgeschrittenen reichen) und überlegst dann, welche Anregungen zu den Schülern passen würden. Ausführlicher erkläre ich dies in „Ein schneller Überblick über deine Klasse“. Diese Übersicht erstelle ich immer, wenn ich eine Aktion oder ein Projekt vorbereite. Außerdem hilft sie bei der Auswahl von Literatur.

Falls du außerdem auf der Suche nach normalen Weihnachtsnoten bist, könntest du in Wunderschöne Weihnachtsliteratur für fortgeschrittene Schüler stöbern.

Hast du weitere Tipps wie wir die Weihnachtslieder nutzen können? Schreibe sie gern unten in den Kommentar. Je mehr Tipps umso besser!

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6 Kommentare

  1. Liebe Carina,

    vielen herzlichen Dank für Deinen tollen Blog und Deine tollen Ideen und Empfehlungen. Ich habe schon einige davon ausprobiert 🙂
    Als weihnachtliches Klavierstück möchte ich noch „Ich steh an deiner Krippen hier“ von Christine Kandert empfehlen. Vor- und Zwischenspiele sind im „poppigen“ Style gehalten, der Choral traditionell. Ich mag dieses Stück sehr gerne und habe es schon öfters mit fortgeschrittenen Schülern gemacht.
    Eine schöne Advents- und Weihnachtszeit,
    Christine

    1. Liebe Christine,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar! Der Name Christine Kandert sagt mir gar nichts, wenn ich aber auf ihrer Website richtig sehe, ist es in den „Christmas Choices“ enthalten.
      Super, das ist doch mal ein ganz neuer Tipp! Vielen Dank fürs Teilen.

      Und dankeschön, ich wünsche dir auch eine schöne Advents-und Weihnachtszeit!

      Viel Freude im Unterricht
      Carina

  2. Vielen Dank für deine inspirierenden Ideen, liebe Carina. Liedbegleitung macht meinen Schülern viel Spaß. Vor allem Weihnachtslieder eignen sich sehr gut, da die Melodien bekannt sind. Das Tastenforscher-Liedbegleitungs-Heft kenne ich. Easy Piano Lead Sheets noch nicht, aber das werde ich mir besorgen. Vielen Dank für den Tipp. Es gibt ein weiteres, wunderschöne illustriertes Heft: „Was soll das bedeuten“ von Ulrike Wohlwender. Da findet man zu den Liedern verschiedene Begleitmodelle, von leicht bis schwer. Dazu noch auskomponierte Begleitungen.

    Gerade die älteren Schüler mögen oft keine Weihnachtslieder mehr spielen. Aber wenn diese Lieder in neuem Gewand daherkommen, dann ist das Interesse oft doch wieder geweckt: Verjazzte Weihnachtslieder kommen selbst bei Weihnachtsliedermuffeln gut an. Diese Lieder findet man zum Beispiel in „Christmas Jazz, Rags & Blues“ von Martha Mier oder „Ricos Weihnachtsüberraschung“ von Margret Feils.

    Wie du schreibst, spielen Geschwisterkinder oder Eltern manchmal ein Melodieinstrument. Gerade die Weihnachtszeit ist beliebt für Hauskonzerte. Ich kann zwei Weihnachtsliederhefte mit schönen Arrangements empfehlen. „Das grüne Weihnachtsliederklavier“ von Manfred Schmitz: Der Klavierspieler spielt das originale Lied, das Melodieinstrument eine zweite Stimme. Und „Tastenzauberei Weihnachtsmusizieren“ von Aniko Drabon: Hier gibt es mehrere Aufführungsmöglichkeiten: Klavier solo, Klavier vierhändig, Klavier mit ein oder zwei Melodieinstrumenten.

    Da viele Schüler in der Vorweihnachtszeit gestresst sind und wenig üben, lasse ich auch Weihnachtslieder vom Blatt spielen. Ich begleite den Schüler, so dass wir vierhändig musizieren. Das macht Spaß und lockert auf.

    Alle oben erwähnten Hefte sind unbezahlte Werbung.

    Liebe Grüße aus Karlsruhe, Susanne

    1. Liebe Susanne,

      danke für deine Ergänzungen an Literatur. Tatsächlich kenne ich die Hefte von Wohlwender und Feils. Das erstere hat wirklich viele Weihnachtslieder, doch so richtig gezündet hat es bei mir nicht. Ich finde es durch die ausnotierten Begleitungen irgendwie vorgefertigt und sie klingen auch recht klassisch. Die Kompositionen/Arrangements von Feils finde ich recht schwer und bisher habe ich noch keine Schüler gefunden, die das gerne spielen mögen. Ansonsten ist Jazz eine gute Idee.

      Meine älteren durften letztes Jahr Last Christmas in der Version von Jennifer Eklund spielen. (Unbezahlte Werbung) Und… ich hab´s überlebt. 😉 Klingt gut und die Mädels haben sich voll reingehängt.

      Vierhändig und vom Blatt ist eine schöne Sache.

      Liebe Grüße zurück!
      Carina

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