Warum ich einen Blog über Klavierunterricht schreibe

Seit Jahren schreibe ich nun über Klavierunterricht, doch ich habe noch nie verraten warum ich das so gern tue. Zum 7. Bloggeburtstag möchte ich heute erzählen wie ich zum Bloggen kam und warum ich es wichtig finde meine Einsichten zu teilen.

Ich blogge, um meine Erfahrungen zu teilen

Ich blogge, weil ich meine Erlebnisse und Erkenntnisse mit anderen teilen möchte. Nicht weil ich mir einbilde, dass ich bahnbrechende, geniale Ideen habe, sondern weil ich selbst ganz viel von den Erfahrungen anderer lernen durfte.

Vor zwanzig Jahren begann ich an einer privaten Musikschule zu unterrichten und erlebte selbst, wie sehr ich von den Erkenntnissen von Kolleg*innen profitieren konnte. Ich hatte gerade mein Musikpädagogikdiplom in der Tasche und auch wenn ich bereits einige Unterrichtserfahrungen gesammelt hatte, wusste ich ehrlich gesagt nicht so viel. Zum Beispiel wie eine Probestunde aussehen sollte oder wie ich meinen Schüler*innen helfen konnte eine gute Handhaltung zu lernen.

Meine erfahrene Chefin zeigte mir ihr System für den Anfangsunterricht und erklärte genau was ihr wichtig war und wie sie vorging. Zusätzlich hospitierte ich in ihrem Unterricht. Ich lernte wirklich viel praktisches Wissen von ihr und bin dafür sehr dankbar.

Schon damals hatte ich den Wunsch auch meine Erfahrungen später einmal weiter zu geben. Für mich stand fest, dass ich keine Sackgasse für dieses Wissen sein wollte. Ich wollte es auch weiterreichen. Quasi so, wie früher Erzählungen und Volkslieder von Generation zu Generation überliefert wurden.

Leider kam aber niemand, der sich für meine Erfahrungen interessierte. 😉

Ich blogge, weil ich Blogs liebe

Es wird 2009 gewesen sein als ich Blogs entdeckte. Ich hatte Lust zu Stricken und so fand ich englischsprachige Blogs, die fertige Schals, Socken oder Kleidungsstücke und oft auch ihre Anleitungen veröffentlichten. Bis heute denke ich auf englisch beim Stricken…

Während ich vorher immer nur kurz in diesem neuen Internet unterwegs gewesen war um etwas nachzusehen oder eine E-Mail zu schreiben, eröffnete sich eine ganz neue Welt für mich.

Und dann fragte ich mich, ob es so coole Blogs wohl auch über Klavierunterricht gab.

Ich entdeckte Klavierlehrer*innen aus den USA, Irland und Australien, die über ihre Unterrichtsideen schrieben. Jeden Morgen sog ich alles in mich auf und konnte vom Lesen gar nicht genug kriegen. Es war einfach großartig von den vielen Kolleg*innen zu lesen und zu lernen.

Irgendwann fand ich den deutschsprachigen Blog von Sandra Labsch und unzählige E-Mails flogen zwischen uns hin und her. Der Austausch war herrlich! Ich fand es toll was Sandra auf die Beine stellte. Sie stellte Noten vor und schrieb über eigene Unterrichtsideen. Komponieren tat sie auch, daraus ist inzwischen der Zauberklavier-Verlag entstanden.

In mir wuchs der Wunsch auch einen Blog zu schreiben. Aber könnte ich das? Ich war nie besonders gut in Deutsch gewesen. Und dann die ganze Technik…

Mit Sandras Ermutigung veröffentlichte ich zwei Artikel auf ihrem Blog. (An dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an dich, Lieblinssandra!)

Das machte richtig Spaß und ich wollte definitiv mehr!

Am 8. April 2016 veröffentlichte ich hier auf Klavierpädagogikentdecken.de den ersten Beitrag.

Der erste Blogbeitrag, ich wählte das Bild einer lange Straße und viel Horizont.

Der Start war eher zäh, 2016 veröffentlichte ich sechs Beiträge. Den ersten Blogartikel schrieb ich über die One Minute Challenge: Notenlesen üben – effektiv und motivierend. In 2017 waren es nur vier – da wurde unsere Tochter geboren. Im Folgejahr schaffte ich sogar nur einen Artikel zu schreiben, aber zumindest ist er bis heute beliebt: 8 Tipps für eine schöne Fingerhaltung.

In 2019 waren es wieder sechs, darunter auch der bisher erfolgreichste: Ti und ta – warum die Rhythmussprache so hilfreich ist. Seit etwa acht Jahren verwende ich nun das syllabische Zählen – auch wieder ein Input von Sandra Labsch. Ich bin absolut begeistert und zähle inzwischen selber in Silben.

Seit 2020 veröffentliche ich nun ziemlich regelmäßig einen Artikel pro Monat. Dazu die Entdecker-Briefe, meinen Newsletter. Ebenfalls monatlich oder auch mal alle zwei Wochen – aber nur, wenn ich etwas zu erzählen habe. Seit dem letzten Jahr bin ich auch etwas auf Instagram aktiv. Ich bin kein großer Fan von Sozialen Medien, doch hier fühle ich mich wohl und habe auch schon einige kollegiale Kontakte knüpfen können.

Ganz langsam aber stetig wächst Klavierpädagogik entdecken.de.

Ich blogge, da es kaum Austausch gibt

Es gibt wenige Möglichkeiten andere Klavierlehrer*innen zu treffen. In einer privaten oder städtischen Musikschule gibt es natürlich einige Kontakte mehr als wenn man selbständig unterrichtet. Doch wie tief sind diese? Ein schneller Austausch auf dem Flur ist drin, doch was ist, wenn ich in einer Situation mit einem Schüler nicht weiter weiß oder ich auf der Suche nach neuem Input bin?

Und da viele Kolleginnen wie ich Mütter sind, findet sich auch wenig Zeit neben Beruf und Familie. Da ist die Recherche und das Lesen von Blogartikeln am Vormittag viel einfacher als sich abends oder am Wochenende noch auswärts zu treffen. So schön das auch ist.

Langfristig träume ich von einem großen Netzwerk, dass viele kleinere Gruppen umschließt. Regelmäßige Treffen, Offenheit für neue Ideen und ein wertschätzender Austausch. Wäre das nicht schön?

Ich freue mich über den Austausch mit lieben Kolleg*innen. Herzliche Grüße gehen an Angelika, Astrid, Axel, Barbara, Benjamin, Christine, Nathalie, Sebastian und Susanne.

In Zukunft möchte ich kreative Kolleg*innen, die zum Beispiel komponieren oder schreiben hier auf dem Blog vorstellen. Oder anderen Pädagogen und Pädagoginnen die Möglichkeit geben Themen zu veröffentlichen, in denen ich mich nicht gut auskenne. Den Anfang machte letztes Jahr Nathalie Fey Yen Herres mit ihrem Gastartikel über neue Musik: Fantasievolle Welten, Klangfarben und Stimmungen entdecken.

Ich blogge, weil sich der Klavierunterricht verändern sollte

Denn ich finde es ist Bedarf für Austausch und neue, frische Ideen. Unsere Schüle*innen sind so anders als wir damals, oder nicht? Und das ist kein Wunder, denn sie wachsen in einer anderen Welt auf.

Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Unser ganzer Alltag hat sich mit Internet und Smartphones stark verändert. Alles und jeder ist (fast) immer erreichbar.

Mütter wollen ihre erreichten Qualifikationen einsetzten und arbeiten. Und trotzdem in Verbindung mit ihren Kindern sein. Für unsere Arbeit heißt das, dass sich unsere Arbeitszeit mehr und mehr in den Nachmittag schiebt. Und das Mütter nicht jeden Tag ausgiebig mit ihren Kindern üben können. Aber müssen sie das?

Ich habe den Eindruck, dass die Schüler*innen immer selbständiger und mündiger werden. Das sie meine Position als Lehrerin respektieren, aber trotzdem auch Rückmeldung geben wenn sie etwas langweilig oder unsinnig halten. Für mich ist das nicht frech, sondern sehr gesund. Das braucht unsere Gesellschaft, damit Gefühle und Bedürfnisse nicht mehr unterdrückt werden und in Depressionen und Burnout ihren Weg bahnen.

Und wenn meine Schüler*innen dann lieber Popsongs statt Beethoven-Sonaten spielen, ist das absolut ok für mich. Auch wenn ich versuchen werde ihnen die Schönheit der klassischen Musik, die großen Wurzeln aller Klänge, zu zeigen. Immer.

Dieser Wandel verändert unseren Unterricht. Die Literatur, die wir vorschlagen und einsetzten. Die Wege diese zu vermitteln. Die Beziehung zu unseren Schüler*innen. Vielleicht verkürzt es auch die Zeit, die wir sie begleiten werden. Und für mich ist wichtig, dass ich sie dazu befähige ohne mich klar zu kommen!

Die Art Unterricht, die wir erfahren haben, funktioniert heute nur bedingt. Aber wie kann dieser Weg aussehen?

Genau darüber möchte ich schreiben. Meine Definition von modernem Klavierunterricht habe ich bereits veröffentlicht.

Dieses Motto begleitet mich im Unterricht und in meinen Artikeln hier auf Klavierpädagogik entdecken.de möchte ich meine Ideen mit Kolleg*innen teilen. Ich bin auf Entdeckungstour und mein Blog ist die Einladung sich mit auf den Weg zu machen.

Falls du noch kein Abonnent meines Newsletters bist – ich informiere dich immer über den neuesten Artikel und erzähle was gerade so in meinem Unterricht passiert. Als Dankeschön für deine Anmeldung schicke ich dir für 0 Euro meine erprobten Literaturtipps.

Ich blogge, weil ich wahnsinnig gern schreibe und unterrichte

Als introvertierte Frau ist Schreiben mein Medium. Seit den ersten Sommerferien zwischen der 1. und 2. Klasse hatte ich Brieffreunde. Auch notiere ich seit fast 30 Jahren viele Gedanken und Erlebnisse in meinen Tagebüchern. Das entspricht einfach meinem visuell-kinästhetischen Lerntyp.

Es macht mir unglaublich viel Spaß über meine Leidenschaft Klavierunterricht zu schreiben! Eine tolle Kombi.

Wenn ich damit dann noch Kolleg*innen inspirieren und ermutigen kann – um so besser!

Deshalb möchte ich dir ganz herzlich danke sagen. Das du hier mitliest, dich für modernen Klavierunterricht interessierst und die Kultur und Tradition des Klavierspielens weiterträgst.

Ich stehe bereit wenn du Fragen hast. Und ich freue mich über Themenwünsche, Kommentare, E-Mails oder Nachrichten auf Instagram.

Herzlichen Glückwunsch zum 7. Geburtstag Klavierpädagogikentdecken.de!

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4 Kommentare

  1. Liebe Carina,
    Vielen Dank, daß du diesen tollen Blog machst! Mir macht es Spaß über deine Erfahrungen zu lesen und wie du denke ich, daß es viel zu wenig Austausch gibt. An der Musikschule haben wir ein wenig, wenn wir Workshops abhalten, ganz selten zwischen Tür und Angel, weil im ländlichen Raum dann doch eher nur ein Klavierlehrer pro Zweigstelle unterwegs ist etc. Und ich habe auch das Gefühl, daß die Schüler von Generation zu Generation im Fluss sind und manche Dinge anders gehandhabt werden müssen als vor 30 Jahren… Und unsere große Aufgabe besteht darin trotzdem guten und „nachhaltigen“ Unterricht zu machen.
    Dann den Mut zu haben und die Zeit zu investieren, einen Blog für uns deutschsprachige Klavierlehrer zu machen finde ich bewundernswert. Ich freue mich auf viele weitere spannende Artikel!
    Liebe Grüße von
    Nathalie

    1. Ganz herzlichen Dank, liebe Nathalie!

      Ich freue mich, dass du hier gerne liest und das meine Artikel interessant sind. Ja, wir haben wenig Austausch – besonders wir Pianisten, denke ich. Wir arbeiten sehr isoliert.

      Genau, guter und nachhaltiger Unterricht ist wichtig, egal für welche Generation. Es kann auch ein Gewinn sein, dass unsere Schüler uns direktes Feedback geben.

      Danke dir fürs Lesen, Kommentieren und E-Mails schreiben!
      Carina

  2. Liebe Carina,

    ich danke Dir für Deinen wertvollen Blog und Deine wundervolle Arbeit! Deine strukturierte Art zu denken und zu unterrichten hat mich immer fasziniert, da ich eher der intuitive, chaotische und kreative Typ bin. Von Dir kann ich mir noch so viel abschauen.

    Ja, mehr Austausch, wertschätzender und neugieriger Austausch, in Deutschland wäre toll. Das ist in anderen Ländern ganz anders und um so mehr zählt jeder Mensch, der seine Gedanken, seine Erfahrung und sein Wissen teilt. Und das machst Du großartig und zuverlässig.

    Ich wünsche dir eine viel größere Reichweite und Erfolg, denn das hast Du beides mehr als verdient. Wenn Du nicht so weit weg wohnen würdest, hätten wir schon längst einen Klavierlehrer*innen-Stammtisch. 🙂

    Alles alles Gute aus Mannheim!
    Sandra

    1. Liebe Sandra,

      oh ja – ein Stammtisch wäre echt cool!

      Ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar UND für deine Unterstützung.

      Ich kann dir nicht sagen ob bei mir Kopf oder Bauch dominieren, ich nutze beides. Ich mag es den Überblick durch eine Struktur zu haben und mich dann rein intuitiv zu entscheiden. Deshalb sage ich ja, dass ich eine flexible Planerin bin. Vielleicht sollte ich mich besser „intuitive“ Planerin nennen.

      Ich drücke dich!
      Carina

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