Jahresrückblick 2023: Achtsam gewachsen

Mein Jahr ist anders gelaufen als gedacht oder geplant. Als ich nun mit dem Schreiben meines Jahresrückblicks 2023 startete, kam die Unsicherheit. Worüber soll ich schreiben? Was habe ich an Projekten und Ergebnissen vorzuweisen? Lohnt sich das überhaupt? Doch ich bin drangeblieben und war dann überrascht, dass es ein richtig gutes Jahr war!

Mein Jahresmotto war „Achtsam ins nächste Level“. Und wie ich am 1. Januar auf Instagram schrieb: „Es geht nicht um höher-schneller-weiter, sondern ich spüre, dass ich im Wachstum bin.“ Ich war glücklich, dass meine Lernlust – und vor allem die Kapazitäten dafür – zurückkamen. Ich hatte mir einen Onlinekurs gekauft und wollte Produkte und Aktionen umsetzten. Dazu stand die Einschulung unserer Tochter an. Alles irgendwie eine Stufe weiter, dachte ich. Doch das wollte ich achtsam angehen, immer die Bedürfnisse von meiner Familie und mir im Blick. Schließlich hatte ich gerade erst gelernt, dass ich hochsensibel bin und vieles anders wahrnehme.

Dann kamen die Situationen, die meine Pläne immer wieder ausbremsten. Der Personalmangel in der Kita brachte alles regelmäßig durcheinander. Angeschleppte Infekte wurden von jedem Familienmitglied mitgenommen. Irgendwas war immer.

Herzlich willkommen zu meinem persönlichen Jahresrückblick. Auch wenn ich über meine Themen schreibe, denke ich, dass du ein paar interessante Anregungen oder Gedanken finden kannst.

Los geht´s!

Das ist aus meinen Zielen für 2023 geworden:

  • Über fortgeschrittene Schüler lernen: Ich hatte mir den Kurs „The Intermediate Course: Continuing Pianistic Growth and Development“ (unbezahlte Werbung aus Überzeugung) gekauft und vorgenommen. Ich bin begeistert von den Inhalten, hatte allerdings keine Ahnung wie umfangreich er ist und ich bin noch nicht durch. Ein bisschen Zeit habe ich noch… Mehr dazu etwas weiter unten in meinen Jahresthemen.
  • Pro Monat einen neuen Artikel schreiben und Aktionen auf dem Blog organisieren: 12 neue Artikel habe ich in diesem Jahr veröffentlicht – das lief also genau nach Plan. Doch die Aktion, die mir nun schon seit einem Jahr durch den Kopf schwirrt, konnte ich leider noch nicht organisieren. Das soll sich aber bald ändern! Bekommst du schon meinen Newsletter? Da werde ich dich dann informieren.
  • Ein eigenes Technikprogramm entwickeln: Tja, dieses Ziel ist leider unter die Räder gekommen. Im Unterricht habe ich Tonleitern und Dreiklänge und Akkordfolgen verwendet, doch ein umfassendes Konzept für unterschiedliche Stufen ist noch nicht daraus geworden.
  • Kleine Produkte für den Klavierunterricht gestalten: Nein, leider hat auch das überhaupt nicht geklappt. Meine Rhythmuskarten befinden sich weiter in der Erprobungsphase.
  • Mein Schulkind im ersten Jahr mittags betreuen: Leider musste ich mir eingestehen, dass es sehr viel Stress für mich bedeuten würde und meine Vormittagsstunden mit der Abholzeit kollidieren würden. Schweren Herzens habe ich unsere Tochter für die Ganztagsbetreuung angemeldet.
  • Den Familienurlaub an der Ostsee genießen: Unser erster Familienurlaub nach drei Jahren war einfach toll! Sehr verregnet und wohl gerade dadurch extrem entspannt. Wir haben in einem alten Gutshof gewohnt, der viel erlebt hat und uns dort sehr wohl gefühlt.
  • Mit mir achtsam sein: Das Ziel habe ich für mich erreicht!

Mein Jahresrückblick 2023

Achtsam gewachsen

„Achtsam“ war im Rückblick das eigentliche Motto des Jahres. Das ist mir beim Schreiben erst klar geworden. Ich bin innerlich gewachsen, während Unterricht und Blog eher in den Hintergrund getreten sind.

Ausschlaggebend war die Erkenntnis, dass ich hochsensibel bin und viele Reize anders wahrnehme. Darüber kannst du im letzten Jahresrückblick „Kleine Momente, die wie Sterne funkeln“ nachlesen. Jetzt konnte ich Situationen, die mir zu viel wurden, als solche erkennen, und habe mir danach bewusst Zeit gegönnt, um mich zu erholen. In Zukunft werde ich versuchen bestimmte Situationen anders anzugehen oder mir danach bewusst etwas Ruhe einzuplanen.

Außerdem hat auch die bindungsorientierte Erziehung unserer Tochter einen großen Anteil gehabt. Denn auch als Mutter bin ich gewachsen und habe viel gelesen, nachgedacht und beobachtet. Ich konnte ihr Verhalten anders deuten und sehen, was dahintersteckt. Sie ist auch hochsensibel. Ich konnte besser ihre Bedürfnisse wahrnehmen und habe mich dann gefragt, was eigentlich meine sind. Was sind überhaupt Bedürfnisse? Das hat einiges an Energie kostet.

Doch es hat sich wirklich gelohnt. Ich spüre besser, was ich gerade brauche und merke, wenn mir etwas zu viel wird. Ich kann mir endlich besser eine Pause zugestehen! Ich, dass Duracell-Häschen, dass einfach durchzieht und alles irgendwie gewuppt bekommt!

Ich liebe Auszeiten im Wald – trotzdem nehme ich sie mir noch viel zu wenig…

Fortgeschrittene Schüler brauchen anderen Unterricht

Im Januar startete ich mit „The Intermediate Course“ von Jane Magrath und Pamela Pike (unbezahlte Werbung). Jane Magrath ist die Herausgeberin von vielen Anthologien, zum Beispiel der Reihe „Masterwork Classics„. Außerdem hat sie den Pianists Guide to Standard Teaching and Performance Literature geschrieben. Diesen Führer finde ich für den Unterricht wesentlich brauchbarer als das Handbuch der Klavierliteratur von Wolters.

Ich habe mich unglaublich darauf gefreut wieder neuen Input zu kriegen und als Fan vom Frances Clark Center wusste ich, dass er mit Sicherheit sehr gut ist. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, war der Umfang! 13 Module, teilweise bis zu 22 einzelnen Fachartikeln, Interviews, Präsentationen und Unterrichtsausschnitten pro Modul. Veranschlagt wird ein Zeitbedarf von 30 Stunden. Im Kurs sind es dann 26 bis 32 Wochen. Uff!

Ich bin noch nicht durch, doch inzwischen im vorletzten Modul angekommen.

Dr. Pamela Pike (li) und Dr. Jane Magrath

Im englischsprachigen Raum werden die Leistungsstufen oft Beginner, Intermediate und Advanced genannt. Das Wort „intermediate“ kann mit Zwischenglied oder Zwischenstufe übersetzt werden. Ich würde dies mit Anfänger, Fortgeschrittene (Anfänger) und Erfahrene übersetzten. Oder Unter-, Mittel- und Oberstufe.

Ist dir bewusst, dass die meisten unserer Schüler aus diesem Leistungsniveau nicht herauskommen?

Auch war mir nicht klar, wie besonders der Unterricht mit Fortgeschrittenen ist. Diese Schüler werden immer selbständiger und ich bin eher Coach oder Mentor, statt Lehrerin. Sie brauchen andere Strategien zum Üben, denn die Musik wird immer anspruchsvoller. Währenddessen nimmt ihre verfügbare Übezeit aber ab, denn andere Aktivitäten und Freundschaften werden immer wichtiger. See sind natürlich auch mit der Pubertät beschäftigt. Die Fortschritte sind nicht mehr so spürbar wie im Anfängerstadium, da alle Fähigkeiten eher vertieft und in komplexere Zusammenhänge gesetzt werden. Dadurch verlängert sich die Lernzeit eines Stückes und das Üben wird schnell langweilig.

There are a number of reasons why intermediate students are more challenging (…). One reason is that teachers often assume that they can continue teaching in the same way as they teach elementary students or conversely assume they can begin to teach students in the way they teach more gifted advanced students.

Jeanine Jacobson, The Intermediate Course

Frei übersetzt: Es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum der Unterricht mit Fortgeschrittenen herausfordernder ist. Ein Grund ist, dass Lehrer häufig annehmen sie könnten sie weiterhin, wie Anfänger unterrichten oder andererseits annehmen, sie könnten sie nun auf die gleiche Art wie Erfahrene unterrichten.

Da wartet definitiv noch Arbeit auf mich. Ich konnte über vieles noch gar nicht richtig nachdenken oder Ideen ausprobieren.

Ich finde den Kurs sehr gelungen! Neben den Informationen, warum sich Fortgeschrittene in einem Zwischenstadium befinden, beschäftigen sich die Module mit vielen Themenfeldern wie Unterrichtsplanung, Repertoire, Technik, Üben, den Ausbau der musikalischen Fähigkeiten und Auswendiglernen und Vorspiel. Es fällt mir schwer bestimmte Module herauszuheben, doch die Bereiche Üben und Technik finde ich wirklich gut und informativ.

So habe ich gern gelernt: Frühmorgens an den Wochenenden mit Schokolade und Keksen auf dem Sofa. Dazu etwas Obst zur Tarnung.

Falls du dich für die Arbeit des Frances-Clark-Center interessierst, kann ich dir digitale Ausgabe des „Piano Magazine, vormals Clavier Companion sehr empfehlen. Zusätzlich zu den vier Ausgaben pro Jahr haben Abonnent*innen Zugang zu zahlreichen spannenden Webinaren von großartigen Kollegen und Komponisten.

In diesem Zusammenhang möchte ich die amerikanische Kollegin, Janna Williamson, die sich auf den Unterricht mit Fortgeschrittenen spezialisiert hat, erwähnen. Falls dir gerade nicht nach einem Kurs oder Zeitschriftenabo ist, findest du auf ihrem YouTube-Kanal viele Videos, in denen sie Stücke (Schwierigkeitsgrade 3-7 nach Magrath) für den Unterricht bespricht und analysiert. Ebenfalls sehr empfehlenswert!

Schuldienst – ja oder nein?

Ich liebe den Unterricht mit meinen Klavierschülern sehr, doch einen Wehrmutstropfen muss ich aushalten: Die Arbeitszeiten, die dafür sorgen, dass ich nachmittags nicht für meine Tochter da sein kann. Mein Mamaherz schmerzt immer wieder. Wie schön wäre es, wenn ich nachmittags für meine Tochter Zeit hätte?

Doch dass ich Schüler reduziere, ist finanziell nicht möglich. Mein Mann ist Koch und kein Zahnarzt… Die Jobs in der Gastronomie sind zudem sehr unsicher, dieses Jahr war er für ein halbes Jahr auf Arbeitssuche. (Es herrscht Fachkräftemangel, doch einen Küchenmeister möchte kaum jemand angemessen bezahlen. Also im Prinzip wie bei uns Musikern…)

Wäre der Schuldienst eine Option für mich? Diese Frage hat mich die erste Jahreshälfte sehr beschäftigt. Eine Podcastfolge von Kollegin Saskia Worf hat mich dazu inspiriert. Saskia erzählte, dass sie als Vertretungslehrerin an eine Schule gehen würde und davon, ein Leuchtturm für die Schüler sein zu wollen. Eine (Musik-)Lehrerin zu sein, die sie sich in ihrer Schulzeit gewünscht hatte. Saskia ist Pianistin und Flötistin, sie spricht die Dinge sehr direkt an und ich bewundere ihre Power und Leidenschaft! Schau dich gern mal auf ihrem Instagram Profil oder auf dem Blog managemusik.de um. Sie schreibt auch einen Jahresrückblick und ich weiß, dass sie über die aktuell kritische Situation von Konzerthonoraren schreiben wird. Sobald er erschienen ist, werde ich ihn hier, aber auch im nächsten Newsletter verlinken.

Ich habe hin und her überlegt, doch mich letzten Endes gegen den Schuldienst entschieden. Zumindest für die aktuelle Situation. Ich habe mich für diese Umstellung, die mit viel Arbeit verbunden wäre, nicht stark genug gefühlt. Ich stelle es mir außerdem sehr herausfordernd vor, eine ganze Klasse voller Individuen zu leiten. Und um diesen Schritt bewältigen zu können, hätte ich einigen Klavierschülern kündigen müssen. Ganz abgesehen davon in welchem schwierigen Zustand die Schulen gerade sind und ich einfach von Natur aus eine Selbständige bin. Frei und selbstbestimmt arbeiten ist mir sehr, sehr wichtig.

Immer wieder habe ich im Wald oder Tagebuch über diese Entscheidung gegrübelt.

Und was würde ich dafür gewinnen? Eine müde, überreizte Tochter am Nachmittag, die erstmal ihre Ruhe möchte oder chauffiert werden muss. Dafür meine Hauptarbeitszeit ändern? Und dann ist eigentlich alles gut organisiert und sie kennt es nicht anders. Es gibt ja auch den Papa, der inzwischen familienfreundliche Arbeitszeiten hat und sie nachmittags abholen kann. Zusätzlich wird sie von einer ehemaligen Nachbarin betreut, die sie seit Geburt kennt und eine Art dritte Oma ist. Sie ist unser Notfallplan und Gold wert!

Ich sehne ich mich danach, unsere Tochter selbst von der Schule abholen können und sofort von ihren Erlebnissen zu erfahren. Das ist momentan nur freitags möglich. Doch ich tröste mich mit den Ferien, die wir komplett gemeinsam verbringen können.

Vielleicht ergibt sich noch einmal eine Stelle an der Schule, ich schließe es nicht aus. Es sollen ja wirklich händeringend Musiklehrer gesucht werden… Doch die Energie für diese Umstellung kann ich momentan nicht aufbringen. Von einer total gestressten Mutter hätte unsere Tochter auch nichts.

Mein Diplom habe ich vor 20 Jahren gemacht

Ist es wirklich schon so lange her? Im Juni 2003 habe ich an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf mein Diplom in Musikpädagogik (Schwerpunkt Klavier) gemacht. Ich war deutlich schlanker, schrieb SMS mit einem kleinen Nokia-Handy und fuhr mit der Straßenbahn in die Stadtbibliothek, um dort ins Internet zu gehen. Für 10 Minuten oder so – wo hätte ich sonst rumsurfen können? Da war online echt noch nicht viel los.

Ehrlich gesagt bin ich bis heute enttäuscht, wie wenig ich damals im Studium gelernt habe. Statt im Stile Bachs zu komponieren hätte es mir mehr geholfen zu lernen, wie ich Begleitungen oder Arrangements schreibe. Die Fachdidaktik hätte zeitlich und damit auch inhaltlich viel umfangreicher sein dürfen. Und ein Kurs, der einen Überblick über die Selbständigkeit und all die Themen wie Versicherungen, Preisfindung und weiteres gibt, wäre echt wichtig gewesen.

Anstatt mit den ersten Schritten ausgerüstet zu sein, hatte ich eine Menge Bruchstücke und Nutzloses gelernt und musste mir nun daraus etwas Sinnvolles basteln. Ein Glück, dass mir meine damalige Chefin unter die Arme griff. Nach dem Studium begann ich in ihrer privaten Musikschule und kann mich noch gut an unsere Besprechungen erinnern. Sie sagte mir genau, wie ich eine Probestunde aufbauen konnte und welche Klavierschulen und Anthologien brauchbar waren. Ich schrieb fleißig mit, hospitierte und probierte selbst aus. Da ich das ganze Studium über bereits unterrichtet hatte, konnte ich Neues schnell einbauen. Auch in schwierigen Situationen mit Schülern oder ihren Eltern hatte ich ihre Unterstützung. DAS war hilfreich.

Schon damals hatte ich den Wunsch, dieses Wissen nicht nur anzunehmen, sondern auch meinerseits weiterzutragen. Daraus ist Jahre später dieser Blog entstanden. Im Artikel „Warum ich über Klavierunterricht blogge„, der dieses Jahr zum 7. Bloggeburtstag erschien, kannst du mehr darüber erfahren.

Zwanzig Jahre – was habe ich gelernt? Oder: Was würde ich meinem Damaligen Ich gern für Tipps mit auf den Weg geben? Das habe ich mich gefragt. Könnten meine Erfahrungen nicht auch heute Berufsanfängern oder Seiteneinsteigern helfen? So habe ich gekramt, gesammelt und geschrieben. Mit Sicherheit ist mir längst nicht alles eingefallen. Es gibt ja zahlreiche Momente, in denen wir im Unterricht einfach spüren was der Schüler gerade braucht und dann unserer Intuition folgen. Das lässt sich nur durch Erfahrung und Beobachtung lernen.

Aus diesem Sammelsurium entstand mein Artikel „20 Jahre Diplom – was ich bisher gelernt habe„. Falls du noch nicht so lange unterrichtest, findest du dort meine Gedanken über die Methodenauswahl, die Probestunde, Körpergefühl, Technik und das Notenlesen. Außerdem habe ich einige allgemeine Tipps über das Unterrichten, den Umgang mit Schülern oder auch geschäftliche Empfehlungen zusammengetragen. Falls du Erfahrung hast: Kanntest du alle Tipps? Und habe ich etwas Wichtiges vergessen? Es wäre toll, wenn du dies im dortigen Kommentar ergänzen könntest.

Übrigens habe ich meinen Mann im vorletzten Studienjahr kennengelernt. So lange hält er es schon mit mir aus… 😉

Go with the flow!

Das wäre auch ein gutes Motto des Jahres gewesen. Personalmangel in der Kita, immer wieder neue Erkältungen, viele (spontane) Schulaktionen, und berufliche Termine meines Mannes haben dafür gesorgt, dass ich immer wieder meine Pläne umstellen musste. Die Pandemie war für mich ein gutes Training, um darauf mit Gelassenheit zu reagieren und gute Lösungen zu finden. Für mich als Strukturen liebender Mensch trotzdem eine Herausforderung. Oft konnte unserer Betreuerin, die sowieso an zwei Nachmittagen auf unsere Tochter aufpasst, einspringen. Doch ich bin auch froh, dass unsere Maus als Spielgefährtin beliebt ist und einige befreundete Mütter sie nachmittags gerne mal mitnehmen. Damit wenigstens mein Nachmittagsunterricht halbwegs normal verlaufen kann…

Meine Ziele und auch den Klavierunterricht plane ich gern flexibel, darum geht es auch in meinem Planungskurs. Doch den Alltag auf die Schnelle mal umorganisieren zu müssen bedeutet zusätzlichen Stress. Im Rückblick sehe ich auch, dass dies große Auswirkungen auf meine Produktivität hatte. Dann rutschten meine Ziele wieder einmal eine Woche nach hinten und zum Beispiel die Ablauffrist des Onlinekurses (Zugang für ein Jahr) wieder ein Stück näher. Ich habe mich wie eine Schnecke gefühlt…

Unsere Tochter ist irgendwie von Schnecken fasziniert. Dieses Exemplar musste ich unbedingt auf dem Weg in die Kita fotografieren…

Ich denke, dass ich mit diesen Situationen weiterhin rechnen sollte. Gerade weil ich Strukturen so liebe, empfinde ich das Umorganisieren als zusätzliche Unruhe, die sich dann mit dem Frust wieder weniger geschafft zu haben paart. Und das kostet Energie. Also möchte ich etwas vorbeugen und mir vielleicht nur für drei Wochen pro Monat etwas vor und die vierte wird zum Zeitpuffer. Da werde ich mit meiner Planung mal etwas experimentieren.

Zwanzig Schritte in eine Richtung

Mir ist dieses Jahr bewusst geworden, wie schwer es mir fällt mich auf nur eine Sache zu fokussieren. Wie zerstreut und hin und hergerissen ich oft bin. Ich habe gedacht, es würde einfach am Zeit- und Schlafmangel als junge Mutter liegen oder an den erwähnten Notfallsituationen, doch ich glaube inzwischen ich bin es selbst. Neben den vielen äußeren Umstände beeinflusse ich mich auch selbst.

In meinem Kopf schwirren viele Ideen für meinen Unterricht und den Blog und es ist teilweise frustrierend, wenn ich so wenig Zeit habe, um davon etwas realisieren zu können. Immer wieder – eigentlich täglich – musste ich abwägen, was nun das wichtigste Projekt ist und das finde ich unglaublich schwer und anstrengend. Das geht wahrscheinlich vielen kreativen Menschen so, oder?

Ich denke immer wieder an folgendem Satz, den ich dieses Jahr in „Willpower doesn´t work“ gelesen habe:

Success isn´t that difficult; it merely involves taking twenty steps in a singular direction. Most people take one step in twenty directions.

Benjamin Hardy, Willpower doesn´t work, S.85

Frei übersetzt: Erfolg ist nicht so schwer, es bedeutet einfach zwanzig Schritte in eine Richtung zu gehen. Die meisten Menschen gehen je einen Schritt in zwanzig Richtungen.

Da fühle ich mich sehr ertappt, da ich gern an mehreren Dingen gleichzeitig arbeite. Zum Glück wird auch mal etwas fertig, zum Beispiel meine monatlichen Artikel. Oder eine Aktion im Unterricht. Erfolg heißt hier für mich, dass ich meine Ideen umsetzte. Nicht Millionen auf dem Konto zu haben.

Kleiner Gruß von der Yoga-Matte. Ich mache meine Übungen jeden Morgen, sonst bin ich zu verspannt. Anschließend bete ich und plane meinen Tag.

Ich möchte versuchen noch konkreter einen Wochen- oder Monatsfokus zu setzten, damit ich trotz Planänderungen, begrenzter Zeit und schwirrenden Ideen etwas schaffe. Mein Ziel ist, dass mich meine Ideen anregen und nicht zerreißen und belasten.

Update zum Unterricht mit meiner Tochter

Wenn du meinen letzten Jahresrückblick gelesen hast, weißt du, wie sehr ich darauf gewartet habe endlich mit meiner Tochter am Klavier zu sitzen. Mal wollte sie, dann wieder nicht und als ich sie darauf ansprach, war ich von ihrer klaren Antwort sehr beeindruckt: „Mama, ich mag es nicht, wenn ich Fehler mache.“

Auch als ich sagte, dass sie (wirklich!) nur ganz wenige Fehler machen würde, war sie nicht beruhigt. Naja, vielleicht hat sie diese Perfektion von mir. Vielleicht weiß sie aber auch einfach noch nicht, was Lernen heißt. Ich weiß, dass sie nicht der mutige, probierende Typ ist. Sie braucht ein gewisses Kompetenzgefühl, bevor sie sich an etwas herantraut. Ich habe beschlossen, dass ich sie erstmal in Ruhe und viele Erfahrungen mit Fehlern und Lernen in der Schule sammeln lasse.

Ein schöner Moment im Urlaub: Ein Flügel steht im Raum und nach und nach kommen alle Klavierspielenden und spielen etwas. Meiner Tochter fiel auch etwas ein.

Momentan sitzt sie immer wieder am Klavier und improvisiert mit dem Anfang von „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Sie kommt auf tolle Ideen und benutzt das Pedal oder unterschiedliche Lagen.

Übrigens möchte sie später auch mal Klavierlehrerin werden! Ich bin gespannt, was ich im nächsten Jahresrückblick berichten werde…

Ihre Neurodermitis hat sich etwas verbessert! Auch darüber hatte ich ja im letzten Jahresrückblick geschrieben. Seit Mai trägt sie nachts einen speziellen Anzug mit Fuß- und Fäustlingen aus weichem Lyocell-Jersey. Falls du ein betroffenes Kind haben oder kennen solltest – der Anzug ist super! Die Nähte sind außen und der Stoff ist ganz leicht und kühlend.

Auch unsere Nächte werden besser! Noch Anfang des Jahres mussten wir oft dreimal nachts aufstehen und ihr ein Kühl Pack bringen. Dies hat sich reduziert und momentan schlafen wir schon seit ein paar Nächsten durch – das fühlt sich wirklich fantastisch an!


Meine 3 liebsten eigenen Blogartikel des Jahres

  1. 20 Jahre Diplom – was ich bisher gelernt habe: Eine erste Zusammenstellung an Erfahrungen über das Unterrichten, die ich selbst gern als junge Lehrerin gewusst hätte. Es war spannend das alles mal in Worte zu fassen und zurückzublicken. Jetzt sammle ich für die nächsten 20 Jahre…
  2. Klaviertechnik für Anfänger: Ein detaillierter Überblick, wie ich technische Fähigkeiten in meinem Unterricht aufbaue. Quasi das Basiswissen, wie Schüler ihren Körper beim Klavierspielen einsetzten können, um den gewünschten Klang zu erzeugen.
  3. Schülerwünsche im Klavierunterricht: Ich finde es super wichtig auf meine Schüler einzugehen, doch bei Schülerwünschen ist absolutes Fingerspitzengefühl gefordert. In diesem Artikel beleuchte ich unterschiedliche Wege, wie du den Wusch deines Schülers umsetzten kannst. Und da sich viele Schüler Popmusik wünschen, diese aber oft aus dem Stand zu schwer und demotivierend sein kann, habe ich einige Gedanken und Tipps über die Vorbereitung auf Popmusik angefügt.

Mein Jahr 2023 in Zahlen

  • Newsletter-Abonnenten: 143 (72)
  • Veröffentlichte Blogartikel in 2023: 13 (12)
  • Blog-Besucher: 9.506 (5.400)
  • Blog-Aufrufe: 18.415 (11.420)
  • Instagram-Follower: 117 (68)
  • Instagram Posts: 30 (12)
  • Tagebucheinträge: 54 (60)

Der Blog ist dieses Jahr gut gewachsen. Es freut mich unglaublich, dass meine Texte nun mehr gelesen werden! Ich durfte Kollegen beraten und mein Planungskurs wurde auch gekauft. (Herzlichen Dank, für euer Vertrauen!)

Meine Tagebucheinträge zeigen, dass ich morgens eher an den Artikeln oder am Onlinekurs gearbeitet habe.

Mein aktuelles Instagram Profil und alle Posts aus 2023. So langsam groove ich mich hier auch ein… Zahlen und Algorithmus sind mir egal, ich poste so, wie es bei mir passt.


Was 2023 sonst noch los war

Mein 45. Geburtstag hat sich schon etwas nach Lebensmitte angefühlt. Auf Instagram schrieb ich: „Ich wünsche mir, dass ich nochmal 45 Jahre schaffe. Vielleicht bin ich dann Oma. Und ich freue mich auf all das, was vor mir liegt und bin dankbar für das, was war und ist. Und ich bin gespannt, was ich alles noch lernen und entdecken darf.“

Unser Urlaub an der Ostsee hat ebenfalls richtig gutgetan. Wir haben uns auf dem alten Gutshof sehr wohl gefühlt. Unser Töchterchen war Reiten und sooft wie möglich draußen um mit den anderen Kindern zu spielen. Die Weite der Landschaft war einfach beeindruckend und das schlechte Wetter hat für viel Ruhe gesorgt.

Das Schloss Schwerin und den dazugehörigen Park fanden wir richtig schön! Und der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat dort seinen Sitz – hoffentlich lassen sich die Politiker von dem Gebäude zu guten Entscheidungen inspirieren…

Kurz nach dem Urlaub dann der große Tag – unsere Tochter wurde eingeschult! Ich war sehr glücklich, dass sie einen Platz an der Montessori-Grundschule im Dorf bekommen hatte. Sie lernt in einer jahrgangsübergreifenden Klasse mit pädagogisch geschultem Hund, den sie ins Herz geschlossen hat. Ihre Lehrerin aber auch! Es gibt

Einmal die Woche bin ich als Lesemama in der Klasse und kann beobachten, wie individuelles Lernen ohne Druck stattfinden kann. Der Klassenraum, eigentlich die ganze Schule, wirkt wie ein Bienenstock. Alle Kinder wuseln herum und arbeiten selbständig an ihren Aufgaben. Zwischendurch gibt es für bestimmte Schüler Darbietungen der Lehrerin, die in ein neues Thema oder neue Aufgabe einführen. Ich finde das sinnliche Lernen mit den vielen Materialien, den respektvollen Umgang mit den Kindern und die große Selbstbestimmtheit einfach großartig. Im Morgenkreis werden Themen wie Nächstenliebe, Respekt und Klimaerwärmung aufgegriffen. Ich bin teilweise so gerührt, dass mir fast die Tränen kommen.

Als Mutter und Pädagogin bin ich von Maria Montessori sehr fasziniert. Es ist beeindruckend, was sie in ihrer Zeit erreicht und geschaffen hat. Darüber möchte ich gerne mehr erfahren.

Kleine Lesezeit auf dem Spielplatz.

Es war einer der schönsten Momente des Jahres, als ich auf die Straße zu „meinem Kloster“ einbog und die beiden Türme der Kirche sah. Lange habe ich darauf gewartet meinen wichtigsten Kraftort wieder zu besuchen! Es ist das Kloster der Benediktinerinnen in Varensell.

Kirchtürme Abtei Varensell

Seit 15 Jahren bin ich dort regelmäßig Gast und habe im Obstgarten mitgeholfen, die Ostertage erlebt und einen Choralkurs besucht. Wenn ich jetzt da bin, genieße ich einfach die Ruhe und nutze die Zeit vor allem zum Schreiben und Lesen. Auch bete ich mit den Schwestern ihre sechs Gebetszeiten, zwei sind auf Latein, die anderen vier auf Deutsch.

Das Antiphonale Monasticum, die gregorianischen Choräle für das Stundengebet. Das grüne Zettelchen hilft, der Abfolge der lateinischen Psalmen und Antiphone zu folgen.

Falls du schon einmal über einen Klosterbesuch nachgedacht hast, probiere es wirklich aus! Es gibt in vielen Klöstern auch Kursangebote, in Varensell zum Beispiel Yoga, meditatives Bogenschießen oder Foto-Exerzitien. Und: Als Gast bist du zu keiner Teilnahme am Gebet verpflichtet. Ist aber schön!


Meine Ziele für 2024:

  • Klavier üben: In den letzten Jahren habe ich Stücke für den Unterricht durchgespielt, doch nicht selbst geübt. Mehr bot sich durch die Umstände einfach nicht an und war auch ok so. Doch es kribbelt mir schon länger in den Fingern und im kommenden Jahr möchte ich endlich wieder einsteigen und dabei Übestrategien testen.
  • Die Regal-Challenge organisieren: Diese Idee habe ich schon über ein Jahr im Kopf. Jetzt soll es gelingen und ich werde im Januar in meinem Newsletter mehr verraten!
  • Ein eigenes Technik-Programm entwickeln: Ist 2024 das Jahr, in dem ich endlich ein komplettes Programm erstelle? Das geistert schon so lange in meinem Kopf und hier liegen mehrere angefangene Entwürfe herum…
  • Eine neue Schüler-Dokumentation aufbauen: Eine Datenbank in Excel schwebt mir da vor. Erstmal wird das viel Arbeit sein. Aber ich finde es wichtig, über den Lernweg meiner Schüler zu Reflektieren und auch die Übersicht zu behalten. Meine Schüler und ich können davon profitieren. Und dann wird es dazu bestimmt einen Artikel geben.
  • Meine persönliche Planung verfeinern: Ich möchte mir noch klarer bestimmte Monatsziele setzten. Außerdem Pausen und Pufferzeiten einplanen. Mich lenken neue Ideen ab und ich hüpfe von einer zur anderen. Und ich kann mich schlecht für ein Ziel entscheiden…
  • 30x in den Wald: Ich liebe es durch den Wald oder am Rhein entlangzugehen. Und es tut mir einfach gut. Doch oft drücke ich mich bei schlechtem Wetter davor – dabei habe ich gemerkt, dass mir Regen gar nichts ausmacht! Außerdem meine ich immer, dass ich dafür keine Zeit habe…
  • Ausmisten!: Meine Ordner und Ablagekörbe sind voll. Meine Schreibtischschubladen auch. Etwas mehr Leichtigkeit wäre toll. Und ich will mir den Keller vornehmen, dass würde meiner Ehe gut tun… Gemeinsam klappt das nämlich nicht – ich bin die sentimentale Sammlerin, mein Mann der radikale Rausschmeißer ;-). Wenn ich ihn machen lasse, ist hinterher alles weg!
  • Die Psalmen auf Englisch lesen: Ich finde die englische Sprache oft verständlicher als die, der deutschen Einheitsübersetzung. Dieses Jahr habe ich das Neue Testament gelesen und war irgendwann sauer auf die alten Männer in Rom, die sich immer noch gegen die größere Mitwirkung von Frauen wehren und am Zölibat festhalten. In den Briefen geht es immer wieder um die zurückhaltende Rolle der Frauen – und, halte dich fest – um die Pflichten der Sklaven. Ist es nicht völlig klar, dass die Bibel in einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext geschrieben wurde? Ich habe auf den letzten Metern meinen Leseplan abgebrochen… Die Psalmen werden mich nicht so aufregen.
  • Mein Wort für 2024: Klarheit. Ich möchte in meinen Entscheidungen und Zielen klar sein. Klarheit, woran ich gerade arbeiten möchte. Klarheit, was ich endlich wegschmeißen oder verschenken kann. Klarheit, wie es mir gerade geht.

Wie hat dir mein Jahresrückblick 2023 gefallen? Was für Gedanken haben dich berührt oder an eigene erinnert? Schreibe es mir gern in die Kommentare.

Und falls du nun auch diesen wunderbaren Prozess der Reflexion erleben möchtest: Es gibt dazu auf dem Blog einen Artikel mit Workbook zum kostenlosen Download. Er heißt Reflexion und Zielplanung für Klavierlehrer und eignet sich übrigens für alle Instrumentallehrer. Darin kannst du den Status Quo deines Unterrichts, sowie Ideen und Wünsche festhalten und zum Schluss neue Ziele formulieren.

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3 Kommentare

  1. Liebe Carina,
    mit Interesse habe ich Deinen Jahresrückblick gelesen. Ohne den #jahresrückblog23 hätte ich Deine Website vermutlich nicht entdeckt….mit Klavierspielen habe ich nämlich nichts am Hut 🙂

    Ich wünsche Dir viel Erfolg in 2024 für Deine Ideen. Mein Tipp: Mache einfach, statt das perfekte und komplette Programm oder Produkt zu erschaffen. Launche das, was Du hast. Verbessern kann man immer noch. So werde ich es zumindest machen, wenn ich in 2024 in meine nebenberufliche Selbstständigkeit starten werde.

    Viele Grüße
    André

    1. Lieber André,

      vielen Dank für deine guten Wünsche und schön, dass wir uns begegnen.

      Ja, der Perfektionismus kann mich ausbremsen. Einfach mal machen ist mir aber schnell zu konzeptlos. Und das bin ich halt nicht. Es muss nicht jedes Steinchen sitzen, doch der grobe Plan sollte stehen. Und ja, dann wird weiter verbessert.

      Dir viel Erfolg mit der Selbständigkeit, als Planungsmensch liebe ich Zeit- und Selbstmanagement!

      Liebe Grüße
      Carina

      1. Du hast recht. Am Ende muss natürlich jeder seinen und ihren eigenen Weg finden.

        Der Perfektionismus steht mir auch manchmal noch im Weg. Aber im Laufe der Jahre habe ich gelernt, ihn auch mal zu ignorieren. Und mittlerweile haben wir eine ganz gute Beziehung zueinander 😮

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