Den Fingersatz einhalten: Bewährte Tipps für den Klavierunterricht

Bewährte Tipps für den Fingersatz im Klavierunterricht

Das Einhalten des Fingersatzes ist ein wichtiger Baustein für ein gutes Klavierspiel. Unsere Schüler kommen je nach Fähigkeiten unterschiedlich gut damit klar. In diesem Artikel erfährst du meine 5 bewährten Fingersatz-Tipps, die zu mehr Bewusstsein und Selbständigkeit unserer Schüler anregen. Langfristig wirst du so viel weniger Zeit mit dem Korrigieren von Fehlern benötigen.

Die Fähigkeit einen Fingersatz umsetzen zu können, sollte mit zunehmender Schwierigkeit der Literatur steigen. Doch immer wieder passiert es, dass Schüler entsprechende Anmerkungen ignorieren. Teilweise ist es Sorglosigkeit oder Selbstüberschätzung, manchmal spüre ich auch eine Prise Auflehnung, doch oft ist es einfach auch Unwissenheit.

Wie du sichere Grundlagen für das Einhalten des Fingersatzes legst und die Selbständigkeit deiner Schüler fördern kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Der Fingersatz ist ein Gesetz

Zu Beginn des Unterrichts ist das Einhalten des Fingersatzes recht einfach. Die Finger werden in einer Position platziert und bleiben erstmal so. Hier passiert es häufig, dass Schüler einen Finger mit einer Taste verbinden und gleichsetzten. Das merkst du zum Beispiel daran, dass wenn du nach dem Tonnamen fragst, als Antwort den Fingersatz genannt bekommst. Es braucht etwas Zeit zu verstehen, dass jeder Finger jede beliebige Taste spielen kann.

Ich persönlich beginne mit Kindern gern in der mittleren C-Lage, da sie einfach so logisch ist. Wichtig ist aber, dass sie nicht zu lange dort hängen bleiben. Wenn sich dann eine Hand verschiebt, wird es richtig spannend und das erste Mal für Schüler ungewohnt.

Literaturempfehlungen für den Klavierunterricht

Zum Beispiel rutscht die rechte Hand einen Ton nach oben und der Daumen liegt dann auf d. Sobald der*die Schüler*in den Ton liest, bewegt sich der 2. Finger. Eventuell schreiben wir an fast jedes D dann den 1. Finger, denn es dauert etwas, bis das dieser Wechsel verstanden ist. Ein paar Fingersätze mehr beim ersten Stück sind ok, doch schon beim Folgestück reduziere ich sie wieder. Damit lasse ich den oder die Schülerin erstmal eine Woche üben und beobachte in der Folgestunde, ob er oder sie noch einen weiteren Fingersatzeintrag benötigt.

Später, wenn mehrere Lagen und Streckungen in einem Stück verwendet werden, entstehen die Situationen, in denen der Fingersatz nicht beachtet wird.

Nun ist es wichtig, dass sie sich wirklich an die Fingersatz-Regel halten:

Und steht kein Fingersatz in den Noten, dann wird der Finger genommen, der sich aktuell auf der Taste befindet. Es gibt Spezialisten, die gern „Finger verschenken“, also, die unaufgefordert den 3. Finger neben den ersten verwenden und damit den 2. Finger ignorieren. Wenn es keinen Fingersatz gibt, bleibt die Position sämtlicher Finger wie gehabt!

Außerdem erkläre ich meinen Schülern spätestens jetzt, was Fingersatz eigentlich ist: Der Fingersatz ist die Planung von Bewegung und die sinnvolle Aufteilung der Finger, damit eine Stelle gut spielbar wird.

Wird bei jedem Übedurchgang spontan ein anderer Fingersatz genommen, wird sich kein Übeeffekt, kein Lernen, einstellen. Und darum geht es ja! Jede Stelle soll sicher „in den Fingern“ sein.

Schwierigkeiten beim Einhalten von Fingersatz

Trotzdem gibt es Spezialisten, denen das Einhalten von Fingersatz schwerfällt. Besonders Schüler mit einer schnellen Auffassung und gutem Gehör ignorieren gern die Eintragungen in den Noten – natürlich auch oft, weil sie gar nicht in die Noten gucken. Meiner Erfahrung nach tun sich Transferschüler auch gern mit Fingersatz schwer.

Hier hilft mein erster Tipp, den ich bei Bedarf geduldig, aber sehr konsequent umsetze:

Dies lohnt sich! So schulst du die Aufmerksamkeit und zukünftige Fingersatzfehler werden vorgebeugt. Neulich musste ich einem Transferschüler erst erklären, dass ein falscher Fingersatz ebenso ein Fehler ist wie ein falscher Ton. Also… zumindest bei mir! Ich verstehe da keinen Spaß.

Wie der Fingersatz geändert werden kann

Später geht es weniger um das strenge Einhalten des gedruckten Fingersatzes, sondern um die Spielbarkeit der Stelle für die entsprechende Hand. Viele Stellen können mit unterschiedlichen Fingersätzen gespielt werden. Ich lasse dann zwei Versionen ausprobieren und der oder die Schüler*in kann dann entscheiden.

Meine Beobachtung ist, dass die Tendenz oft zu einem für sie bequemeren, aber für mich eher schlechteren Fingersatz geht. Eventuell ist die Hand noch etwas zu klein, doch teilweise wurden einfach auch noch keine Erfahrungen mit dem „besseren“ Fingersatz gemacht. Dann schalte ich mich manchmal doch ein und sage, dass dies ein wirklich guter Fingersatz ist und der*die Schüler*in nun die Möglichkeit hat diesen kennenzulernen.

Doch immer wichtig ist:

Um langen Diskussionen etwas vorzubeugen, lasse ich gern Tonleitern, Arpeggien und Akkorden üben. Hier können die Schüler den Ablauf von „Standard-Fingersätzen“ lernen.

Achtsamkeit und Routinen aufbauen

In den vielen Onlinestunden der Pandemie haben unsere Schüler gelernt, alle Eintragungen in die Noten selbst vorzunehmen. Ich habe mich dabei erwischt, dass ich nun wieder viel zu viel eintrage. Das geht einfach schneller.

Doch ist dies ein Trugschluss. Die Zeit, die der*die Schüler*in braucht, um die Stelle zu suchen und den Fingersatz einzutragen, sind keine verschenkten Minuten, denn durch das eigene Schreiben wird diese Stelle ihnen viel bewusster, als wenn ich dies übernehmen würde.

Deshalb:

Es ist außerdem ein weitere Schritt Richtung Selbständigkeit, wenn die Schüler selbst den Bleistift in die Hand nehmen. Ich erlebe bisher kaum, dass meine Schüler im Laufe der Woche eine Eintragung gemacht haben. Obwohl ich sie regelmäßig dazu ermutige.

Damit unsere Schüler die Scheu vor eigenen Eintragungen verlieren, habe ich folgende Strategie:

Das mag zuerst überflüssig wirken, solange die Hände einzeln gespielt werden, doch schon das erste beidhändige Spiel profitiert davon.

Das setzt voraus, dass ein Bleistift am Klavier ist. Wenn dies nicht der Fall ist, lasse ich einen holen. Ich möchte nicht, dass meine Schüler mit einem Kugelschreiber oder Gelstift in die Noten schreiben. Zum einen, da man diese Eintragung meistens nicht ändern kann, zum anderen bringe ich das einfach nicht übers Herz. (Geht es dir auch so?)

Ein Bleistift gehört einfach an das Instrument. Auch deshalb schenke ich meinen Schülern alle zwei Jahre zu Weihnachten ein schönes Exemplar. (Worüber sich meine Schüler sonst noch zu Weihnachten freuen dürfen: Geschenkideen für Klavierschüler. )

Ich erwähne auch, dass sie so keine Angst vor einem Fehler zu haben brauchen. Sie können eine eventuell falsche Eintragung problemlos korrigieren. Wichtig ist, dass sie nicht übereifrig über jeden Ton einen Fingersatz schreiben. Das wird unübersichtlich und lenkt die Aufmerksamkeit von den Noten weg.

Schwierige Fingerkombinationen

Ich untersuche wahnsinnig gern Fehler. Meistens sind sie richtig schlau! (Mehr darüber kannst du in „Der wichtigste Tipp beim Klavierüben“ erfahren.)

Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Fingersatzfehler durch die Koordination der Finger beider Hände entstehen. Es gibt Finger, die gut miteinander kombiniert werden können, andere hingegen blockieren und weichen auf einen scheinbar bequemeren, aber eben falschen Finger aus. Ich vermute, dass liegt an einem unbewussten, aber sehr starken Symmetriegefühl. Es entstehen Fehler, obwohl die Töne absolut klar sind. Verrückt!

So habe ich habe festgestellt, dass die ungeraden Finger (1., 3. und 5.) untereinander jeweils gut miteinander funktionieren. Ebenso ist es mit dem 2. und 4. Finger. Doch werden gerade und ungerade gemischt, treten viele Fehler auf obwohl – wie schon erwähnt – die Töne klar sind.

Ein Beispiel: Der 1. Finger der rechten Hand lässt sich wunderbar mit dem 3. und 5. Finger der linken Hand gleichzeitig anschlagen. Dagegen hat der 2. Finger links da schon Probleme. Entweder möchte links den Daumen spielen oder rechts den 2. Finger.

Das löse ich folgendermaßen:

Falls der*die Schüler*in damit bisher wenig Erfahrung gemacht hat, können die Töne mehrmals gleichzeitig angeschlagen werden, um das Gefühl abzuspeichern.

Der Fingersatz sollte nicht unterschätzt werden.

Egal wie flink die Finger der Schüler sind, egal wie gut ihr Gehör und ihre Auffassungsgabe ist, ein guter gelernter Fingersatz hilft ALLEN Schülern. Das Beachten, Notieren und Einhalten ist ein wichtiger Baustein für ein gutes Klavierspiel. Je selbständiger, umso besser.

Falls du einen weiteren Fingersatz-Tipp hast, würde ich mich sehr um die Ergänzung in den Kommentaren freuen.

Unterrichtsliteratur für den Klavierunterricht

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