Etwas Musiktheorie zum Auffrischen

Etwas Musiktheorie zum Auffrischen

Überarbeitet am 12.09.2024

Bestimmt sind dir im Unterricht schon einmal Wissenslücken deiner Schüler*innen aufgefallen. Irgendetwas im Bereich Musiktheorie. Das Notenlesen wirkt holprig, die Notenwerte werden abenteuerlich verkürzt oder der Abstand zwischen den Tönen wird zum Ratespiel.

„Dazu sollten wir bald eine kleine Wiederholung machen“, denken wir. Doch das gerät schnell wieder in Vergessenheit – oder es fehlen auch einfach Zeit und Ruhe, um eine Übung vorzubereiten oder ein Spiel auszuwählen.

Aber wie wäre es, wenn du ohne viel Aufwand anhand des aktuellen Stückes etwas Musiktheorie wiederholen könntest?

In diesem Artikel findest du dazu einige Ideen. Die Übungen sind zur Wiederholung der genannten Konzepte gedacht. Möchtest du ein Thema intensiver besprechen oder neu einführen würde ein Aktionsthema besser passen.

Die Übungen kannst du je nach Zeitrahmen durchführen. Bei wenig Zeit suchst du einfach nur einen Abschnitt aus oder machst nur einen Teil der Übung. An Material benötigst du auch nicht viel:

Musiktheorie für Zwischendurch

Übungen für das Notenlesen

1. Töne anmalen (für Anfänger)

Meine Anfänger lernen Töne mithilfe von Farben. Dabei markieren wir allerdings nur NEUE Töne, nicht alle. Auch markieren wir oft die, mit denen der Schüler oder die Schülerin gerade Probleme hat.

Jeder Ton hat in meinem Unterricht eine feste Farbe, das C ist zum Beispiel immer gelb. Lege einmal die Farben für die Töne fest und bleibe dabei. Das ist vor allem für dich eine große Erleichterung. Du kannst dir dies in der Farbkarte auf der 2. Seite des Downloads vermerken.

Für diese Übung kannst du bestimmte Töne, mit denen der oder die Schüler*in Probleme hat auswählen. Aber denkbar ist auch, dass ausnahmsweise einmal alle Töne eingefärbt werden.

Ich benutze dafür nur Buntstifte, die können im Notfall etwas wegradiert werden und die Farbe drückt sich nicht auf der anderen Seite durch.

Ganze Noten werden ausgemalt, bei den anderen Notenwerten werden die Notenhälse farbig angemalt.

2. Ankertöne markieren

Ankertöne sind alle C´s, das kleine f, das zweigestrichene f, das große G und das eingestrichene g. Hier findest du meinen Artikel über die Einführung von Ankertönen. Einige meiner Schüler haben dadurch ENDLICH das Notenlesen verstanden!

Die Ankertöne geben Sicherheit und lassen den gesuchten Ton schneller und sicherer herausfinden. Es entstehen deutlich weniger Fehler, als wenn immer vom C aus abgezählt wird, denn die Wege sind kürzer.

Entscheide, welche Ankertöne du üben möchtest und wie viele Takte bearbeitet werden sollen.

Diese werden dann von den Schüler*innen gesucht und nach den von dir festgelegten Farben entsprechend bunt markiert.

3. Vorzeichen anmalen

Die Schüler*innen suchen alle Vorzeichen im Stück, malen sie an (festgelegte Farbe des Stammtones nutzen) und schreiben eventuell den Notennamen daran. Alternativ können die Bezeichnungen auch zu Beginn des Stückes zwischen die Systeme geschrieben werden.

Besonders die Namen sitzen oft nicht so gut, und wenn sie ihr Stück anschließend weiter üben, können diese Bezeichnungen immer wieder gelesen und verinnerlicht werden.

Ganz wichtig: Den Schülerinnen erklären, dass dies eine Ausnahme zur Übung ist! Im Normalfall werden nicht alle veränderten Töne markiert.

Übungen für den Rhythmus

1. Notenwerte markieren (für Anfänger)

Wähle den Notenwert aus, den du üben möchtest. Da die Viertelnote eher als „normal“ empfunden wird, werden es vermutlich eher die längeren Töne, die Achtel oder Pausenzeichen sein.

Für die Notenwerte habe ich keine Farben festgelegt, kannst du aber machen.

Bitte nun deinen Schüler oder deine Schülerin diesen Notenwert zu markieren und anschließend beim Spielen laut zu zählen.

2. Ein rhythmische Motiv üben

Viele Stücke in den unteren Schwierigkeitsgraden haben oft ein rhythmisches Motiv, dass sich durch das gesamte Stück durchzieht. Findet dies, schreibt es auf und übt es zu klopfen und laut zu zählen. Die andere Hand kann dazu den Grundpuls schlagen. Dann werden die Hände getauscht.

Dabei wird ganz natürlich ein Gespräch über die Notenwerte stattfinden.

Um diese nochmals zu üben, bitte den Schüler oder die Schülerin die Notenwerte des Motivs einmal zu verdoppeln und zu halbieren. Klopft und zählt dieses ebenfalls.

Als weitere Möglichkeit könntet ihr auch einen Notenwert des Motivs verändern.  

So wiederholen deine Schüler*innen die Notenwerte, das Verhältnis zum Grundschlag und haben gleichzeitig den Rhythmus ihres Stückes verinnerlicht.

3. Den Rhythmus beider Hände kombinieren

In dem Moment, wenn beide Hände zusammengespielt werden, ergibt sich aus den einzelnen Stimmen ein neuer, gemeinsamer Rhythmus. Dieser ist oft nur schwer zu lesen, doch wenn man ihn verstanden hat, ist er ganz einfach.

Untersucht das aktuelle Stück nach Takten mit interessamten Rhythmuskombinationen. Klopft und zählt sie und schreibt anschließend die zusammengefügten Rhythmen auf.

Hier könnt ihr auch über das syllabische und metrische Zählen sprechen. Du erklärst die Version, die du gewöhnlicherweise nicht nutzt. Schreibt beide Zählweisen unter den Rhythmus, klopft und zählt sie und beobachte, welche Version bei den Schüler*innen besser ankommt.  

Ich persönlich unterrichte seit fast zehn Jahren ausschließlich die Rhythmussprache, angelehnt an Kodaly. Meinem Empfinden nach ist dies viel einfacher als das gängige Zählen. Inzwischen zähle ich selbst syllabisch, selbst komplizierte Poprhythmen. Viele Infos findest du in Ti und ta – warum die Rhythmussprache so hilfreich ist.

4. Taktarten wiederholen

Freust du dich auch über jedes Stück im Zweiviertel-, Dreiviertel- oder Sechsachteltakt? Während letzterer eine ganz besondere Baustelle ist, tun sich Schüler*innen mit dem Dreivierteltakt oft schwer und wollen daraus gern einen Viervierteltakt machen. Das ist schwer zu korrigieren…

In der Regel bearbeiten wir jedes Stück für sich, doch in diesem Fall ist es hilfreich, die Taktarten einmal zu vergleichen. Blättert durch die letzten Stücke und zählt und klopft jeweils die ersten zwei bis vier Takte zusammen. Es gibt den Schüler*innen einen Überblick und die unterschiedlichen Charakter der Taktarten werden besser verständlich und nachfühlbar.

Übungen für Intervalle

1. Schritt-Sprung-Wiederholung (für Anfänger)

Entscheide, ob du Schritt, Sprung und Tonwiederholung üben möchtest. Auch zwei Abstände sind machbar. Bei allen dreien besteht dann wieder Verwechslungsgefahr, davon würde ich abraten. Nutzt die Farben, die du in der Farbkarte für Intervalle festgelegt hast.

Bitte deine Schüler*innen dann einige Schritte, Sprünge oder Wiederholungen auf dem Klavier spielen. Anschließend spielst du und lässt sie nach Gehör bestimmen.

Zum Abschluss können die Schüler*innen ihr Stück noch einmal durchspielen.

2. Ein Intervall wiederholen

Deine Schüler*innen „kennen“ die Intervalle halbwegs. Überfliege das Stück und entscheide, welches vorkommt und ihr wiederholen wollt.

Dieses Intervall wird im Stück gesucht und entsprechend der Intervall-Farbkarte angemalt. Du kannst die Suche auch auf einen bestimmten Abschnitt begrenzen, das kommt auf das Stück an.

Mache deine Schüler*innen darauf aufmerksam, dass es harmonische und melodische Intervalle gibt und sucht eventuell auch die melodischen.

Bitte sie nun dieses Intervall in unterschiedlichen Lagen zu spielen und verschieden Fingersätze auszuprobieren.

Anschließend wählst du ein zweites, möglichst entferntes Intervall aus und guckst, ob die Schüler*innen beide nach Gehör bestimmen können.

3. Zwei Intervalle gegenüberstellen

Überfliege die Noten und überlege, welche zwei Intervalle sich für die Übung eignen.

Markiert sowohl die harmonische als auch die melodische Variante. Testet anschließend unterschiedliche Fingersatzkombinationen am Klavier und gestaltet eine kleine Gehörübung daraus.

Wenig Aufwand – große Wirkung

Du siehst, dass du diese kleinen Übungen für Musiktheorie mit ganz wenig Aufwand umsetzten kannst. Trotzdem haben sie eine große Wirkung, schließlich benötigen wir für das Lernen eine Menge Wiederholungen.

Hier findest du den Download mit den Übungen und Farbkarten.

Schreib gern in die Kommentare welche Übung du schon genutzt hast. Teile auch gern eine weitere Idee von dir.

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