Die beste Klavierschule der Welt

Welche Klavierschule nehme ich? Welche Methode unterstützt meine Anfänger am Klavier am besten? Bei dem großen Angebot haben wir uns alle schon die Frage gestellt.

Und wie oft haben wir eine Methode wieder enttäuscht ins Regal zurückgeräumt…

Erfahre in diesem Artikel wie du eine neue Klavierschule für deinen Unterricht auswählen und für deine Zwecke verbessern kannst.

Warum überhaupt eine Klavierschule nehmen?

Es gibt einige Lehrer*innen, die zu Beginn überhaupt keine Methode nehmen. Auch ich habe eigenes Material, dass ich zuerst nutze und dann allmählich die Klavierschule einbinde.

Die Methode ist trotzdem eine wichtige Stütze im Anfängerunterricht. Sämtliche Inhalte und ihre Abfolge wurden genau durchdacht und getestet. Mal ist dieses mehr, mal weniger gelungen.

Immer spiegelt sie auch die Philosophie der beteiligten Pädagogen wider. Diese können wir teilen oder eben nicht.

Generell sollte sie Anfänger*innen Schritt für Schritt behutsam und motivierend die Grundlagen zeigen. Uns Lehrer*innen hilft eine Klavierschule dabei, an alles zu denken und Zeit in der Unterrichtsvorbereitung zu sparen.

Gibt es die „beste Klavierschule der Welt“?

Jede Klavierschule hat ihre Stärken und Schwächen. Außerdem sind unsere Persönlichkeit und unsere Erfahrungen immer ein großer Teil unserer eigenen Unterrichtsphilosophie. Dazu kommen noch die individuellen Fähigkeiten, Wünsche und Bedürfnisse unserer Schüler*innen…

Berücksichtigen wir das alles, kann es keine hundertprozentig passende Klaviermethode geben.

Doch wir können sie entwickeln!

Dafür musst du keine neue Klavierschule veröffentlichen, sondern kannst eine bestehende anpassen und verfeinern.

Genau darin sehe ich unsere Aufgabe und Herausforderung als Klavierlehrer*innen.

Die kommenden Fragen können uns dabei helfen.

So entwickelst du die „beste Klavierschule der Welt“:

Die folgende Erkundungsreise kannst du mit der Klavierschule machen, die du gerne nutzt, doch irgendwie noch nicht glücklich damit bist. Oder du nimmst eine Schule, die du bisher noch nicht unterrichtet hast, die aber vielversprechend aussieht oder die dir empfohlen wurde.

1. Aussehen der Schule:

Blätter die Klavierschule einmal durch und gehe die folgenden Fragen für dich durch.

  • Wie ist sie grafisch gestaltet?
  • Sehr bunt oder schwarz/ weiß?
  • Wirkt sie trist oder sind die Abbildungen so dominant, dass sie vom eigentlichen ablenken könnten?
  • Wirken die Illustrationen modern oder altmodisch?
  • Welches geeignete Alter ist angegeben und findest du die Optik dazu passen?

Achte auf dein Bauchgefühl. Gefällt sie dir und würdest du sie gern im Unterricht nutzen?

2. Wie gefallen dir die Stücke?

Spiele möglichst alle Stücke einmal von vorne bis hinten durch.

  • Gefallen dir die Kompositionen oder Arrangements?
  • Kannst du dir vorstellen, dass sie auch deinen Schülern gefallen werden?
  • Gibt es Begleitungen? Die finde ich besonders wichtig für den erste Konzertauftritt. Aber auch im Unterricht ist es richtig schön, wenn man zusammen musizieren kann. Notfalls kannst du auch etwas Eigenes komponieren.
  • Falls du Texte verwenden möchtest, gefallen sie dir? Falls du wie ich die Rhythmussprache verwendest, sind Texte nicht wichtig. Anregende, greifbare Titel aber schon.

3. Gibt es ein bestimmtes Konzept, das sich durch die ganze Schule zieht? Gibt es Figuren, die durch das Heft führen?

Inzwischen gibt es wirklich sehr unterschiedliche Klavierschulen mit sehr kreativen Ideen. Was auf den ersten Blick spannend aussieht, kann aber auch nerven oder einschränken. Schau deshalb etwas genauer hin.

  • Gibt es besondere Figuren, die immer wieder auftauchen? Können sie ignoriert werden, falls sie nicht dein Fall sind?
  • Werden Töne mit Farben markiert?

Entspricht das deiner Philosophie und können sie ignoriert werden, falls nicht?

4. Wie ist der Einstieg?

Gerade zu Beginn sollte alles Sinn machen und nicht zu schwer oder theoretisch sein.

  • Beginnt die Methode mit Vornotation?
  • Auf den schwarzen Tasten?
  • Findest du den Anfang gut und würdest du ihn übernehmen? Wir Lehrer sind kreativ und entwickeln mit der Zeit oft unseren ganz eigenen Einstieg.

Wir müssen nicht zwingend den vorgegebenen Einstieg nutzen. Vielleicht gefällt er dir gar nicht, aber den Rest findest du gut. Dann schaue, wo du einsteigen kannst. Oft ist dies bei der Einführung der ersten Töne problemlos möglich.

4. Wie und in welcher Folge werden die Noten eingeführt?

  • Wie ist der Beginn mit Noten? Startet die Schule ganz klassisch in der mittleren C-Lage, die sich nach beiden Seiten ausdehnt? Beginnt sie in der C-Lage? Oder spielt erstmal nur eine Hand und kommt die zweite später dazu?
  • Welcher Ton wird zuerst eingeführt? Wie wird er vorgestellt? Und wie ist die weitere Abfolge der Töne?
  • Gibt es Hilfen durch Farben, Figuren oder Notennamen, die im Notenkopf stehen? Wie lange wird dies fortgeführt?
  • Gibt es langweilige Reime, zu denen der Schüler den neuen Ton 20mal anschlagen soll? Beispiel: „Weiß ist der Schnee, hier liegt das E“.
  • Wie schnell folgen die neuen Töne aufeinander? Gibt es für den Schüler genug Zeit und Literatur, um einen oder zwei neue Töne sicher abzuspeichern?  

5. Wie viele Anmerkungen befinden sich im Notentext?

Manche Klavierschulen haben eigene Zeichen oder Bemerkungen im Notentext, die helfen sollen, doch oft eher stören.

  • Kannst du solche Anmerkungen entdecken? Findest du sie hilfreich oder störend?
  • Manchmal wird der Fingersatz sehr ausführlich notiert, wie empfindest du die Eintragungen? Hilfreich und ausreichend oder übertrieben?  
  • Wo tauchen die ersten Legato-Bögen auf? Die staccato-Punkte?

Einträge zur Dynamik stören weniger, die lassen sich gut ignorieren.  

6. In welcher Reihenfolge und welchem Tempo werden neue Konzepte eingeführt?

Schreibe dir die Konzepte in der Reihenfolge auf einen Zettel und untersuche sie anschließend.

  • Findest du das Konzept logisch?
  • Würdest du etwas vertauschen?
  • Wann und wie oft kommen Achtel, die punktierte Viertel, der Dreiklang oder Ähnliches vor? Gibt es ausreichend Stücke, um diese zu festigen?
  • Gibt es Wiederholungen der Konzepte?

Besonders dieser 6. Punkt ist wichtig und braucht deine Aufmerksamkeit. Hier kannst du die Klavierschule ergänzen und die Abfolge der Konzepte anders sortieren.

7. Welche Lagen oder Positionen werden in welcher Abfolge vermittelt?

Falls du dies nicht schon im vorherigen Punkt notiert hast, schreibe dir jetzt die verwendeten Lagen in ihrer Reihenfolge auf.

  • Wie viele Stücke gibt es in jeder Lage?

Zähle die Stücke, die dir gefallen und nutzen willst. Pro Lage sind mindestens drei Stücke sinnvoll. Dazu noch etwa zwei weitere in Reserve für langsame oder unsichere Schüler*innen.

Schreibe dir diese Zahl auf, damit du später ergänzende Stücke suchen kannst.

Besonders das erste Verschieben ist ein Meilenstein für Schüler*innen und sorgt oft für große Verwirrung am Anfang. Hier braucht es oft ein paar Stücke mehr, bis dass wirklich klar ist, dass die Hände überall auf dem Klavier spielen können.

  • Findest du den Aufbau logisch? Falls nicht, kannst du die Reihenfolge gut abändern oder wird dadurch die Einführung weitere Konzepte erschwert?

8. Verschaffe dir einen Überblick über die Progression.

  • Wie viele Bände gehören zur Schule?
  • Bis wohin findest du die Inhalte sinnvoll?
  • Was können die Schüler*innen am Ende des ersten und des zweiten Heftes?
  • Wo könnte der Punkt sein das alles Nötige gelernt ist, um in die Originalliteratur einzusteigen?

Schaue dir auf jeden Fall auch den zweiten Band an und untersuchen ihn näher.

  • Wie gefallen dir die Stücke?
  • Wie ist der Aufbau?
  • Welche Konzepte werden wie vorgestellt und vertieft?

Eine Klavierschule ist im Prinzip nur ein Sprungbrett in die weite Welt der Originalliteratur.

Der Wechsel in richtige Klaviernoten ist ein echter Meilenstein und zeigt Schüler*innen, dass sie die Grundlagen gelernt haben.

9. An welcher Stelle tun sich die Schüler schwer?

Falls du die Schule schon eine Zeit verwendest, würde ich mir über folgende Frage Gedanken machen und Ideen sammeln:

  • An welchen Stellen hatten Schüler*innen häufig Probleme?
  • Woran könnte dies liegen? Wird das Konzept nicht gut eingeführt oder vertieft? Sind es zu viele neue Lerninformationen auf einmal?

Überlege was du hier ändern kannst.

Eine Klavierschule muss nicht alles können

Für mich muss eine Klavierschule übrigens nicht alles können. Sie soll die Grundlagen im Notenlesen und Klavierspielen vermitteln – und mit möglichst schönen Stücken motivieren.

Viele andere Lerninhalte wie Rhythmusgefühl, Technik oder Improvisation können durch andere Materialien und Übungen ergänzt werden. Dafür solltest du aber die Stärken und Schwächen deiner Klavierschule kennen.

Fazit

Es gibt viele Punkte, die wir abklopfen sollten, bevor wir eine Klavierschule benutzen. Vieles wirst du mithilfe dieser Fragen entdecken, anderes wird dir erst während des Unterrichtens auffallen.

Ergänze und verändere die Klaviermethoden so, dass sie deinen Schüler*innen helfen die nötigen Grundlagen des Klavierspielens zu lernen.

So findest du die beste Klavierschule der Welt – für dich!

Welche Aspekte sind dir bei der Auswahl einer Klavierschule besonders wichtig? Schreib es doch in die Kommentare.

Dieser Artikel erschien zuerst am 28. Dezember 2020 und wurde aktualisiert.

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