Hilfreich bei der Auswahl von Stücken: YouTube-Playlists

aktualisiert am 09.09.2023

Es ist unglaublich, wie viel Zeit man als Lehrer*in in die Unterrichtsplanung investieren kann. Zum Beispiel in die Auswahl von Schülerrepertoire. Du fängst an zu blättern und zu spielen – und schwupps sind zwei Stunden um und für den bestimmten Schüler hast du kaum etwas gefunden.

Oder du spielst einem*r Schüler*in allerlei im Unterricht vor und so richtig begeistern tut kein Stück. Ihr seid noch auf der Suche… Kann passieren, doch die Unterrichtszeit ist weg.

YouTube Playlists für die Auswahl von klassischem Repertoire

Du kannst deine private, aber auch die Unterrichtszeit deiner Schüler sparen, indem du einmal eine Auswahl von Stücken triffst und dafür Playlists auf YouTube anlegst.

Das ist erstmal etwas Arbeit, doch auf Dauer sparst du eine Menge Zeit. Du kannst immer wieder auf diese Playlist zurückgreifen, sie ergänzen oder etwas löschen.

In diesem Artikel stelle dir drei Schritte vor, mit denen du alles in Grenzen halten kannst. Und dann sind die zwei oben erwähnten Stunden gut genutzt und du fängst nicht bei jedem*r Schüler*in von vorne an!

Am Ende des Artikels kannst du dir gern eine Playlist von mir ansehen.

1. Schritt: Stücke recherchieren und auswählen

Wie findest du passende Stücke? In Deutschland gibt es leider keine hilfreiche Einteilung der Schwierigkeitsgrade. Um ungefähr gleich schwere Stücke einer Stufe zu finden, steht etwas Recherche an.

Hilfe findest du hier:

  • Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen von Klaus Wolters
  • The Pianists Guide to Standard Teaching and Performance Literature von Jane Magrath.
  • Ein Prüfungsprogramm wie das von Jugend musiziert (ist nicht so genau)
  • in Anthologien, zum Beispiel die „Masterworks Classics„-Serie von Jane Magrath

Ich nutze am liebsten den Guide von Magrath, die leichten Stücke sind besser besprochen und feiner beurteilt als im Wolters. Es gibt nur 10 Schwierigkeitsstufen und sie endet bei den Bach Sinfonien und leichtesten Beethoven Sonaten Op.49. Die ganze Profiliteratur, die beim Wolters zu finden ist, wird nicht berücksichtigt.

Egal was du nimmst, bitte wähle EIN Nachschlagewerk aus und halte dich erstmal daran.

Vermutlich suchst du für einen bestimmten Schüler oder Schülerin, also entscheide dich für die Schwierigkeitsstufe, die er*sie gerade bewältigen kann.  

Falls du den Wolters oder den Guide von Magrath nutzt, schlage einige Komponisten nach, die dir gerade einfallen. Dann notierst du dir vermutlich passende Stücke. Falls du die Noten da hast, kannst du die Stücke später dann durchspielen oder ansonsten auf YouTube anhören.

Falls du eine Anthologie nimmst, kannst du sofort spielen und aussuchen.

Begrenze deine Liste auf maximal 15-18 Stücke. So, dass es für deine Schüler noch machbar mit dem Anhören ist.

Und denke daran – du musst nicht ALLE Stücke eines Schwierigkeitsgrades kennen. Triff so schnell wie möglich eine Auswahl aus schönen Stücken, ergänzen kannst du später immer noch.

Ich habe momentan nur Playlists für Level 6 und 7, Level 5 und 8 werden folgen. Darunter und darüber werde ich sie wahrscheinlich nicht so schnell benötigen.

2. Schritt: Eine Liste schreiben

Sortiere deine Auswahl an Stücken nach Epochen und Komponist, so fallen deinem Schüler schneller die Unterschiede in Stil und Klang auf.

Trage diese Reihenfolge in eine Liste mit drei Spalten ein.

In die erste Spalte kommen Komponist und genauer Titel des Stückes. In der zweiten können deine Schüler dann eine Bewertung abgeben. Zum Beispiel indem sie super, geht so oder nein ankreuzen können.

Die dritte Spalte muss nicht unbedingt ausgefüllt werden, doch sie ist schon sehr hilfreich. Hier können deine Schüler notieren, was ihnen nicht am Stück gefällt. Das ist nur eine Momentaufnahme, doch gibt dir Tipps welche Stücke besser gefallen könnten.

Am Ende des Artikels kannst du dir ein Beispiel von mir herunterladen.

3. Schritt: Videos auswählen

Achtung! Hier herrscht großes Potential in den Tiefen von YouTube zu versacken…

Nimm deine Liste und suche für jedes Stück ein gut gespieltes Video aus. Es sollte nah an deiner Interpretationsvorstellung sein. Ich finde besonders die Tempi können oft stark variieren.

Und ich achte darauf, wer es spielt. Ich wähle gern Jugendliche aus, ist mein Schüler jünger ist er stolz, dass er das schon so früh spielen kann. Und ist der spielende Pianist ungefähr im gleichen Alter so bekommt mein Schüler sofort den Eindruck, dass man auch in diesem Alter solch eine Musik spielen kann. Verzichte in jedem Fall auf dreijährige Wunderkinder aus Asien! Demotivierend…

Wenn ich kein passendes Video finde, nehme ich einen professionellen Pianisten. Oder eine Version in der das Notenbild zum Gehörten gezeigt wird. Das hilft visuellen Menschen, aber auch denen, die alles schnell zu schwer finden. So sehen sie schwarz auf weiß wie die Noten aussehen.

Wenn du auf Speichern gehst, gib der Playlist einen sympathischen Namen. Zum Beispiel „Schöne Stücke Stufe 6“, das klingt interessanter als „Repertoire Stufe 6“.

Ich suche die Videos erst, wenn ich die Liste geschrieben habe. Diese kann ich dann einfach abarbeiten und habe sofort die richtige Reihenfolge. Die wäre wichtig, damit die Auswahl der Schüler hinterher auch stimmt.

Zu aufwändig? Ist dir das Vorspielen doch lieber?

Mein letztes Argument, das für die Playlist spricht:

Mit der Playlist beeinflusst du deine Schüler weniger und sie finden schneller heraus, was IHNEN gefällt.

Meine Schüler – und wahrscheinlich auch deine – sind sehr höflich und sagen nicht immer ob ihnen ein Stück so wirklich gefällt oder nicht. Besonders wenn du es vielleicht gerade in den höchsten Tönen angepriesen hast…

Dann beginnt ihr ein neues Stück und es zieht und zieht sich. Bis das der*die Schüler*in irgendwann ganz vorsichtig durchblicken lässt, dass es irgendwie doch nicht das richtige Stück ist.

Unterm Strich wurde dann viel Unterrichtszeit mit dem Vorspielen unterschiedlicher Stücke und dann auch mit dem halbherzigen Erarbeiten aufgewendet. Das ist dann einfach schade.

Doch da ist noch etwas: Es kann sein, dass sich deine Schüler schlecht fühlen. Sie denken vielleicht, dass sie dich enttäuscht haben. Oder sie sehen es als Misserfolg, da sie nicht in das Stück hinein gekommen sind und denken dann, dass die Klassik einfach nichts für sie ist.

Das ist nicht das Ergebnis was wir uns als Lehrer wünschen, oder?

Du kannst deinen Schülern die Liste der Stücke in der Stunde mitgeben und den Link zur Playlist direkt aufs Handy schicken. Als Teil der Hausaufgabe hören sie sich die YouTube-Playlist an und in der nächsten Woche redet ihr dann über die Auswahl.

Meine Playlist von Level 6

Hier ist übrigens meine unperfekte und unvollständige von Stufe 6: Schöne Stücke Stufe 6. Und meine dazugehörige Auswahl-Liste darfst du dir gerne herunterladen – und übrigens auch benutzen!

Also, für welches Level könntest du gerade eine Repertoire-Playlist gebrauchen?

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4 Kommentare

    1. Liebe Meline,

      in diesen Schwierigkeitsstufen verwende ich noch keine Playlists. Die Stücke sind noch kurz und einfach, davon spiele ich dann direkt im Unterricht etwa drei Stücke zur Auswahl vor. Ich gebe aber auch noch viele Stücke vor, denn es gibt da noch eine Menge zu lernen.

      Welche Hefte ich in diesen Stufen verwende kannst du im Artikel „Welches Notenheft nach der Klavierschule? “ lesen. Den findest du unter Klavierunterricht planen.

      Diese Hefte haben oft noch eine CD dabei. Oder bereits eigene Playlists im Internet, zum Beispiel Sandra Labsch (Zauberklavier auf YouTube).

      Liebe Grüße
      Carina

  1. Eine super Idee, liebe Carina. Ich werde für meine fortgeschrittenen Schüler auch solche Listen erarbeiten und sie den Schülern zur Verfügung stellen. Das spart im Endeffekt wirklich viel Arbeit. Und man kann diese Listen mit geringem Zeitaufwand für einzelne Schüler anpassen, wenn nötig.
    Liebe Grüße
    Susanne

    1. Liebe Susanne,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar!

      Es spart Arbeit – wenn sie einmal gemacht ist – und Unterrichtszeit! Das finde ich auch ziemlich gut.

      Und der Schüler kann sich ganz in Ruhe durch schöne, klassische Stücke hören.

      Übrigens habe ich die Playlist und Liste noch um um Kuhlau und Clementi Sonatinen ergänzt.

      Liebe Grüße
      Carina

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