Klavierunterricht ganz individuell planen

Die Suche nach neuen Stücken für einen bestimmten Schüler kann viel Zeit beanspruchen. Du ziehst Notenhefte aus dem Regal und beginnst diese durchzuspielen. Du grübelst, welche Stücke deinem Schüler gefallen würden und ob das vom Schwierigkeitsgrad passt. Schnell sind zwei bis drei Stunden vergangen und du fühlst dich erschöpft. Die Ausbeute ist mager.

Wie kannst du den Klavierunterricht für deine Schüler individuell planen ohne so viel Zeit und Energie aufzuwenden? Oder wird es einfach mit wachsender Erfahrung leichter?

Es macht natürlich auch Freude zu spielen und Stücke wiederzuentdecken oder neue Hefte kennenzulernen. Das bleibt auch ein Teil unserer Aufgaben.

Doch oft passiert diese Literaturrecherche unter Zeitdruck. Und dann ist es anstrengend. Und aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ich dann auch nicht immer die besten Entscheidungen getroffen und mich später darüber geärgert habe.

Apropos ärgern: Oft nahm ich die gleichen Hefte zur Hand und stellte mir immer wieder die gleichen Fragen. Zum Beispiel: „Wann habe ich nochmal die Arabesque von Burgmüller gemacht? Vor oder nach dem Menuett?“

Also das fand ich wirklich nervig. Aber ich dachte, dass ich das alles mit wachsender Erfahrung irgendwann schon wissen und weniger Zeit mit der Notenrecherche verbringen würde. Bis es soweit wäre, beschloss ich mir Listen zu machen.

Ich schrieb alle Stücke des Heftes, die ich unterrichten wollte, auf und brachte sie dann in eine möglichst gute Reihenfolge.

Falls du auch denkst, dass du die Literaturplanung irgendwann nur so aus dem Hut ziehen kannst: Ja, es gibt Kollegen, die alles im Kopf haben. Oder sich vor den Notenschrank stellen und dann eine Eingebung haben.

Ich gehöre aber nicht dazu, ich nutze immer noch diese Listen aus Ausgangspunkt meiner Vorbereitung und finde sie super praktisch. Auch deshalb, weil ich mir nicht alles frei merken muss… (Ich versuche möglichst viel aufzuschreiben, da ich sonst ständig etwas vergesse… Geht das nur mir so?)

Und trotz Literaturlisten spielen meine Schüler nicht alle die gleichen Stücke aus einem Heft.

Wie läuft jetzt eine individuelle Planung ab?

Das möchte ich dir nun anhand eines Beispiels zeigen.

Mit „planen“ meine ich, dass ich mir die kommenden Stücke, technische Übungen und Improvisationen für jeden Schüler überlege. Für andere Bereiche wie zum Beispiel das Rhythmus- oder Lesetraining nutze ich gern Aktionen, die ich zeitgleich mit allen Schülern mache. Falls du darüber mehr lesen möchtest, findest du alle Infos in diesem Artikel.

Meine Schülerin, ich nenne sie mal Leonie, fliegt seit einiger Zeit wortwörtlich durch ihre Stücke. Sie lernt schnell und spielt auch gern in einem hohen Tempo. Ich weiß, dass sie sich in der Schule sehr langweilt und ausgebremst wird. Sie leidet darunter, deshalb möchte ich auf ihr Bedürfnis nach Schnelligkeit eingehen.

Leonie ist klassischen Stücken nicht abgeneigt, doch es sollten schon lebhafte und motorische Kompositionen sein. Aktuell ist nicht die richtige Zeit für traumhafte, gesangliche Stücke. Das Level 4-Heft der Masterwork Classics-Serie (Jane Magrath) steht nun an und ich möchte daraus passende Stücke für Leonie auswählen.

Individuelle Planung für Leonie

Um die nächsten Stücke für Leonie zu planen, rufe ich die Excel-Datei mit der entsprechenden Literaturliste auf. Ich überlege welche Stücke ihr gefallen werden und kopiere die Titel aus meiner Liste dann in eine neue Spalte.

Anschließend überprüfe ich die Folge und arrangiere die Stücke gegebenenfalls etwas anders. Beim Abwägen kann es sein, dass ich mir die Stücke teilweise noch einmal anschaue, dafür hole ich mir das entsprechende Notenheft dazu. Kenne ich ein Stück noch nicht gut, spiele ich es oft noch einmal.

Die Literaturliste – ruckzuck kann ich damit passende Stücke aussuchen.

Die fertige Liste oder einen Ausschnitt daraus kopiere ich dann in meine Planungsdatei. Dies ist der Ort an dem die ausgewählten Stücke aus allen Heften zusammengefasst sind. Ebenfalls protokolliere ich hier alle Stunden, mehr dazu in diesem Artikel.

Das ist mein roter Faden für meinen Unterricht, der mich viel Zeit sparen lässt. Zeit, die ich dann zum Beispiel für das Bloggen habe oder um neue Unterrichtsaktionen vorzubereiten. Ebenso hält meine Planung auch alle Informationen für mich bereit, falls ich gerade wenig Zeit für die Vorbereitung habe. Falls meine Tochter krank ist oder die Kita mal wieder Personalmangel hat.

Mit einem Blick auf die Planung weiß ich genau welches Stück ich meiner Schülerin als nächstes vorstellen kann. Mit Betonung auf dem kann. Es kommt auch vor, dass ich die Reihenfolge ändere, da ich inzwischen neue Erfahrungen mit einem anderen Schüler gesammelt habe oder einfach sehe, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Vielleicht stehen auch die Ferien an und uns würde die Zeit für eine sinnvolle Einführung fehlen, dann ziehe ich ein anderes Stück vor. Die Planung bleibt immer flexibel!

Während ich die Stücke dann unterrichte, beobachte ich, wie gut Leonie mit der Reihenfolge der Stücke klar kommt oder auch nicht. Immer wieder sind Stücke dabei, die ich noch nie unterrichtet und deshalb etwas Schwieriges übersehen habe. Diese Erfahrungen nutze ich dann wieder um die Literaturliste und die mögliche Abfolge der Stücke zu verbessern. Nach und nach wird dadurch der Weg durch das Notenheft immer verfeinert und egal wie lange es dauert, bis das der nächste Schüler ebenfalls dieses Heft steht – auf meine Erfahrungen kann ich mit einem Klick in die Datei jederzeit zugreifen.

Dieses Planungssystem kannst du in meinem KursDer rote Faden für deinen Klavierunterricht“ lernen. Du kannst zwischen zwei Versionen wählen. Eine nutzt PC und Papier – perfekt für Hausbesuche – oder du hast alles im Computer. Als Programme nutze ich Excel (ganz ohne Formeln) und Word, doch Google Docs eignen sich ebenso gut. Im Kurs findest du alle nötigen Vorlagen und in den Videos zeige ich dir genau die Abläufe und Bedienung.

Falls du diese Planung erst einmal testen möchtest: Drucke dir die Liste mit den geplanten Stücken einfach aus, so dass du sie für die Stunden zur Hand hast. Oder rufe die Liste einfach in der in der Vorbereitung oder Stunde am PC auf. Mach dir Notizen zu der Abfolge der Stücke. Und wenn der nächste Schüler in diesem Heft beginnt, gehst du die Liste erneut durch und passt sie an diesen Schüler an.

Und dann genieße die ruhigen Tage, an denen du dir nicht den Kopf zerbrichst um unter Zeitdruck ein neues Stück zu finden.

Ja, der Aufbau des Systems benötigt auch Zeit. Im Kurs zeige ich dir, wie du dabei am Besten vorgehen kannst. Doch diese Arbeit machst du ein einziges Mal – danach kannst du alles immer wieder nutzen und verfeinern.

Übrigens dauert es ganze fünf Minuten um eine Literaturliste für ein Notenheft abzutippen…

Hast du Fragen zu meiner Planung? Überlegst du, ob das auch zu dir passen könnte? Wenn du magst können wir in einem kostenlosen Kennenlerngespräch darüber gemeinsam nachdenken.

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