Wie deine Schüler effektiv Klavier üben

Üben ist so wichtig für die Motivation und den Lernerfolg unserer Schüler – in diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie ich ein effektives Üben bei meinen Schülern etabliere.

Warum meine Schüler gut üben? Wir üben zusammen in der Stunde und sie haben ihre Übe-Liste für zu Hause! Damit bauen sie gute Gewohnheiten auf.

Für ein effektives Üben brauchen die Schüler Unterstützung – und zwar die ganze Woche!

Wir sehen unsere Schüler nur einmal pro Woche, die restlichen sechs Tage üben sie allein. Das heißt, nachdem wir in der Stunde über Hürden hinweggeholfen und Neues erklärt haben, findet das wirkliche Lernen zu einem großen Teil von unseren Schülern allein statt.

Oft ist das Anfangen, also sich an das Klavier setzten, das Schwierigste. Wenn unsere Schüler aber genau wissen, was sie üben sollen, ist es viel leichter. Sie schauen auf die Übe-Liste, sehen, was zu tun ist und legen los.

Was ist eine Übe-Liste?

Die Übe-Liste geht einen Schritt weiter als ein Hausaufgabenheft. Es ist ein DinA4 großes Blatt auf dem der Name des Schülers oder der Schülerin, das Datum und alle Hausaufgaben stehen. Die Schüler können ablesen, wie oft sie ihre Stücke spielen und worauf sie achten sollen.

Das Besondere: Sie haben für jeden Wochentag eine Spalte zum Eintragen. So haben sie einen Überblick über die Woche und können sie sehen, was sie getan oder eben auch nicht getan haben.

Der Hauptteil der Übe-Liste sieht so aus:

Effektiv Klavier üben, Tipps für den Klavierunterricht

Die Grundschulkinder haben diese Informationen in einer achtspaltigen Tabelle stehen, die erste Spalte ist für die Hausaufgaben, die restlichen Spalten stehen jeweils für einen Wochentag.

Die Schüler machen während des Übens Striche oder Zeichen in das entsprechende Feld des Wochentages. Für jede Wiederholung machen sie ein Zeichen.

Mit dem Herz – im Beispiel ist es beim Donnerstag – markiere ich den wichtigsten Übetag der Woche. Der Tag nach der Klavierstunde. Falls jemand am Mittwoch kommt, male ich ein Herz um den Donnerstag. Ist die Stunde am Freitag, markiere ich den Samstag. Alternativ umkreise ich den Wochentag einfach, zum Beispiel bei meinen Jungs und älteren Schülern. Ich habe aber auch Große, die auf ihr Herzchen bestehen! 😉

Größere Schüler haben ein anderes Layout. Sie finden oben die Informationen für ihre Stücke und eine kleinere Tabelle unten auf der Seite. Sie markieren nur den Tag, an dem sie geübt haben.

Meinen ganz erfahrenen Schüler*innen schreibe ich nur noch wenig auf. Oft sind es Stichpunkte wie „Balance“, „schneller“ oder „Dynamik“. Eine Anzahl an Wiederholungen empfehle ich nur doch an bestimmten Stellen. Sie haben bereits gelernt, wie sie am besten üben. Und Wochentage brauchen sie eigentlich auch nicht mehr markieren. Nur, wenn es ihnen hilft, den Überblick zu behalten.

Wir tragen also beide etwas ein, ich die Hausaufgaben, der Schüler seine Übe-Wiederholungen.

Die Übe-Liste umrahmt die Unterrichtsstunde

Die Übe-Liste begleitet die Schüler aber nicht nur durch die Woche – auch unsere Stunde wird von ihr umrahmt. Zu Beginn der Stunde schlagen sie ihre Noten, aber auch die Übe-Liste auf.

Ich achte darauf, dass die Liste wirklich jede Stunde vor dem Spielen aufgestellt wird. Diese Gewohnheit möchte ich bei allen Schülern aufbauen, denn nur, wenn sie die Übe-Liste auch sehen, kann das Üben an unsere Stunde anknüpfen und effektiv sein.

Mit einem Blick sehe ich, wie das Üben in der letzten Woche war und wir sprechen kurz darüber. Ich freue mich, wenn sie regelmäßig gespielt haben und frage nach, falls es etwas wenig war. Dafür gibt es viele mögliche Gründe und mir ist wichtig, dass ich Interesse und Verständnis zeige.

Beginnen wir dann mit den geübten Stücken, lesen wir uns nochmal durch, was ich letzte Stunde zum aktuellen Stück notiert habe. Das wiederholen wir bei jedem Stück und auch damit möchte ich die Gewohnheit „auf die Übe-Liste gucken“ vertiefen.

Manchmal frage ich auch, wie er oder sie das Stück geübt und worauf sie geachtet haben. Die Antwort zeigt mir, ob mit der Übe-Liste oder aus dem Gedächtnis heraus geübt wurde. Wenn das der Fall war, haben sie oft eine ganze Menge an besprochenen Details vergessen und bemerken es dann selbst.

Nach jedem besprochenen Stück notiere ich die neuen Hausaufgaben. Oft frage ich dabei nach ihrer Einschätzung oder ihrem Gefühl. Möchtest du noch einmal von beiden Seiten üben oder reicht dir sofort zusammen? Welches Wort soll ich aufschreiben, damit du dich an die Bewegung erinnerst? Wie war das Tempo für dich, soll ich schnell oder mittelschnell eintragen?

Mir ist wichtig, dass sie anfangen sich solche Gedanken zu machen und lernen, sich einzuschätzen.

Am Ende der Stunde nehmen sie dann ihre neue Übe-Liste für die kommende Woche mit.

Wie war dein Üben?

Oft frage ich auch, wie das Üben war. Die Antworten zeigen mir, wie intensiv sie geübt haben. Ob sie sich mit bestimmten Stellen oder generell Stücken auseinandergesetzt haben, oder ob einfach alles nur „ok“ war.

So erfahre ich, ob es Probleme mit einer schwierigen Stelle gab – und wie sie versucht haben diese zu lösen.

Dann sind wir auch schon in der Stunde und ich weiß, ob ich für ein Stück mehr Zeit einkalkulieren sollte.

Hat ein Schüler wenig, oder gar nicht (kommt sehr selten vor) geübt, nehme ich das nicht persönlich. Manchmal ist es eben so. Wir üben dann gut in der Stunde, so dass der Schüler zu Hause wirklich weiß, was er wie spielen kann. Das ist dann keine sonderlich spannende Unterrichtsstunde, doch sie motiviert den Schüler.

Sollte es mehrmals hintereinander vorkommen – das erkennst du ja an den Übe-Listen der vergangenen Wochen – würde ich nach den Gründen forschen. In Wenn Schüler wenig üben gehe ich darauf genauer ein.

Bitte eintragen – es ist für DICH!

Es gibt immer Schüler*innen, die sich mit dem Striche eintragen schwertun. Sie bitte ich dann, dies zu Beginn der Stunde nachzuholen. Es fehlt ihnen noch die Gewohnheit mit der Liste zu arbeiten und ich versuche hier hartnäckig zu bleiben. Sie sollen sehen, dass ich von der Übe-Liste absolut überzeugt bin.

Oft ist es ein Zeichen, dass gar nicht auf die Übe-Liste geguckt wurde.

Dann achte ich sehr genau auf die Übeergebnisse und mache darauf aufmerksam, was sie alles vergessen haben und dass es auf der Übe-Liste stand.

Zwischendurch erinnere ich auch daran, dass die Übe-Liste für sie, den Schüler oder die Schülerin ist. Ich nehme mir zu Hause Zeit die Liste vorzubereiten und in der Stunde zu ergänzen, damit ich ihnen helfen kann. Dann ist es ihre Aufgabe damit zu arbeiten, so dass sie Fortschritte machen.

Wir arbeiten zusammen!

Wie groß ist der Aufwand Übe-Listen vorzubereiten?

Ich bereite alle Übe-Listen der Woche in einem Rutsch vor. Das passiert immer Montagmorgens und egal wie chaotisch die Woche dann noch verlaufen mag – die Stunden sind vorbereitet!

In der Vorbereitung aktualisiere ich das Datum der Übe-Listen, lösche abgeschlossene und ergänze neue Stücke. Alle Listen der Schüler, die am gleichen Wochentag Unterricht haben, befinden sich in einem Worddokument, so muss ich nicht mehrere Dateien öffnen.

Ich ergänze Lücken in meinen Protokollen und schaue in meine Planung, um das nächste neue Stück oder Übung auszuwählen. Anschließend drucke ich alle neuen Übe-Listen aus.

In der Regel brauche ich für etwa 20 Schüler*innen etwa ein bis zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche.

Durch die Vorbereitung bin ich schnell in der Stunde drin und muss nicht lange überlegen, so dass wir die Unterrichtszeit gut nutzen.

Wie beginne ich?

Möchtest du die Übe-Listen testen?

Ich habe meine ganze Klasse auf einmal auf die Übe-Liste umgestellt. So konnte ich mit den Schülern zusammen diese neue Gewohnheit üben.

Die erste Version der Übe-Liste habe ich vor über zwanzig Jahren eingeführt. Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder positives Feedback von den Schüler*innen und Eltern bekommen und ich kann mich nicht über schlechtes oder weniges Üben meiner Schüler beschweren.

Wenn du es erstmal ausprobieren möchtest, dann suche dir einen Unterrichtstag aus. Es ist wichtig, dass du möglichst immer an die Übe-Liste denkst und dies ist einfacher, wenn du einen kompletten Tag hast, anstatt verteilt. Mach es dir so leicht wie möglich!

Damit du sofort loslegen kannst, findest du hier beide Versionen der Übe-Liste zum Download. Du kannst sie einfach mehrfach ausdrucken und für deine Schüler vorbereiten. Auf der jeweils ersten Seite findest du eine Ausfüllhilfe, die zweite Seite kannst du dann verwenden.

Die Übe-Liste für Grundschüler

Die Übe-Liste für Fortgeschrittene

Schreibst du die Hausaufgaben deiner Schüler auf? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Kommentiere gern diesen Artikel.

Dieser Artikel erschien zuerst am 16.10.2020 und wurde aktualisiert.

Wie deine Schüler besser Klavier üben

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