Der wichtigste Tipp beim Klavier üben

Fehler richtig weg üben

Sinnvoll Üben. Das Beste aus der Übezeit machen. Es ist sehr wichtig, dass unsere Schüler wissen wie das geht. Einen Übe-Tipp finde ich besonders wichtig und dieser Artikel handelt darüber.

Ich habe früher nach dem Prinzip Hoffnung (G. Mantel, Einfach Üben) geübt. Meine Lehrerin sagte „Nochmal von Takt XY“ und los gings. Nach vielen Versuchen schaffte ich es über die Stelle, doch wusste natürlich nicht, was ich nun richtig gemacht hatte. Diese Takte wurden oft Angststellen, die natürlich auch später im Konzert nicht gut funktionierten.

Das war keine sinnvoll genutzte Übe- oder Unterrichtszeit.

Mit meinen Schülern mache ich es anders. Wir üben das Üben.

Über einige Übe-Strategien habe ich schon geschrieben und ich habe sie dir unter diesem Artikel verlinkt. Doch mir ist aufgefallen, dass der für mich wichtigste und wirksamste Übetipp für das Klavierspielen noch fehlt. Er lautet:

Beim Fehler nochmal ab Taktanfang beginnen

Klingt nicht spektakulär, doch diese Strategie sorgt für einen fantastischen Lerneffekt.

Ich möchte zuerst aber auf den Begriff „Fehler“ eingehen.

Mir ist wichtig, dass Fehler wertungsfrei sind. Weder gut noch schlecht, sondern interessant und wert ihn zu analysieren.

Ein Fehler bedeutet, dass etwas fehlt.

Ich weiß leider nicht mehr, wo ich diese Satz gelesen habe, doch er begleitet mich seit vielen Jahren. (Falls du den Autor weißt, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mich informieren würdest.)

Ein Fehler bedeutet, dass etwas fehlt. Oft fehlt nur ein kleines Mosaiksteinchen: eine Note, ein Fingersatz, eine Bewegung oder das richtige Intervall.

Diese kleine Information gilt es zu entdecken und oft hat es sich damit schon erledigt. Manchmal ist der Fehler aber schon gut im Fingergedächtnis, dann kann man es genau mit diesem Übe-Tipp neu einüben.

Übrigens: Es gibt keine dummen Fehler!

Ganz im Gegenteil! Wenn wir die Fehler im Unterricht untersuchen, stelle ich immer wieder fest, dass oft Logik oder die Motorik dahinterstecken.

Beispiel: Obwohl über dem Ton der rechten Hand ein zweiter Finger steht, spielt der Schüler den ersten. Warum? Weil die linke Hand auch den ersten spielt. Beide Hände wollen sich angleichen.

Ich bin keine Spezialistin, doch ich weiß, dass unser motorisches Gedächtnis sehr, sehr stark ist. Außerdem merkt sich unser Gehirn alles was wir tun. Egal ob es richtig oder falsch ist.

Dies erkläre ich meinen Schülern immer wieder, damit sie verstehen, wie wichtig es ist zu stoppen, den Fehler zu suchen, zu verstehen und dann diese kleine Lerneinheit ohne Fehler noch einmal zu spielen.

Nun zu meiner wichtigsten Übe-Strategie:

Beim Fehler nochmal ab Taktanfang beginnen.

Wichtig sind hier die folgenden Schritte:

1. Beim Fehler sofort anhalten und ihn untersuchen.

Falles er nicht selbst stoppt, unterbreche deinen Schüler und frage ihn, was falsch war. Das wissen die Schüler nämlich nicht immer und dies ist eine wichtige Fähigkeit für ihr eigenes Üben.

Teilweise weiß kennt er seinen Fehler schon, auch dann ist es sehr wichtig zu unterbrechen und neu am Taktanfang zu beginnen. Wenn er einfach weiterspielen würde, so hätte er viel zu viele Töne gespielt bis das er wieder an der gleichen Stelle ankommt. Dann hat er vergessen was er falsch gespielt hat.

Falls er seinen Fehler aber nicht weiß, versuche dich zu bremsen und hilf ihm noch nicht. Oft ist man als Lehrer zu schnell und sagt den richtigen Ton oder notiert den Fingersatz. Lass ihn den Takt nochmal oder auch mehrmals spielen und selbst den Fehler suchen. Dadurch lernt er sein Spielen besser wahrzunehmen und beginnt selbstständig zu üben.

2. Markieren

Ich bin ein sehr visueller Lerner und arbeite mit meinen Noten. Ich ermutige meine Schüler, dies auch zu tun und bitte sie, sich selbst den fehlenden Fingersatz oder einen magischen Zauberkreis um die schwierige Note zu malen. Schaden kann es nicht.

Hier auch – versuche dich zurückzuhalten. Es ist gut, wenn dein Schüler lernt, selbst Einträge in seinen Noten vorzunehmen.

3. Neu programmieren

Falls der Fehler in einem Takt lag, beginnt dein Schüler nun am Anfang dieses Taktes. Den größten Effekt gibt es, wenn er dies drei Mal langsam und ohne Fehler spielt.

Sollte der erste Ton des Taktes falsch gewesen sein, beginnt dein Schüler einen Takt davor.

In diesem Schritt wird die Verbindung vom berichtigten Ton zu seinem Vorgänger abgesichert. Das fehlende Mosaiksteinchen wird eingesetzt.

Diese Verbindung ist für alles weitere Üben sehr wichtig, kein Ton findet ja isoliert statt. Deshalb reicht es auch nicht, nach dem falschen Ton den richtigen zu spielen. Dann lernt dein Schüler den Ablauf „Vorgängerton – falscher Ton – richtiger Ton“. Dadurch hat er nichts gelernt.

Wann und wie kommt diese Übe-Strategie zum Einsatz?

Nun kennst du meine wichtigste und effektivste Übestrategie. Ich führe sie ein, wenn mein Schüler mit dem gleichzeitigen Spielen beider Hände beginnt.

Übe diese Technik zusammen mit deinem Schüler in seiner Stunde. Besonders wenn er gerade beginnt sein Stück mit beiden Händen zusammen zu spielen ist sie sehr hilfreich und effektiv.

Unterbrich ihn bei jedem Fehler, der es verdient hat betrachtet und korrigiert zu werden. Dann geht die drei Schritte durch.

Übe-Strategie: Beim Fehler nochmal ab Taktanfang beginnen.

  1.  Beim Fehler sofort anhalten und ihn untersuchen.
  2. Markieren
  3. Neu programmieren

Achte in Zukunft darauf, wie dein Schüler bei Fehlern reagiert. Spielt er weiter? Korrigiert er nur den Ton? Denkt er ans neu Programmieren? Dann erinnere ihn an diese Technik und wiederholt sie exemplarisch.

Welchen Übe-Tipp hälst du für besonders wichtig in deinem Unterricht?

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