Unsere Schüler sind von klein auf mit digitalen Medien vertraut. Sie wissen, wo sie schnell an Informationen kommen und kommunizieren rege miteinander. Sie wirken sehr selbständig, sind ein hohes Tempo gewohnt und äußern offen was sie interessiert oder was ihnen nicht passt. Die Generation Z.
Dies ist eine Entwicklung, die unaufhaltsam ist und die alle, auch uns Instrumentallehrer, zu neuen Ansätzen in unserem Unterricht anregen sollte. Um unsere heutigen Schüler anzusprechen und zum Üben zu motivieren, benötigen wir einen anderen Unterricht als den, den wir selber erlebt haben.
Das Üben ist ein zentraler Punkt im Erlernen eines Instrumentes. Deshalb möchte ich dir in der „Clever Üben“- Serie ein System mit Strategien vorstellen, die für deine Schüler gut nachvollziehbar und effektiv sind.
Unterricht mit Generation Z
Die Generation Z sind laut Wikipedia alle, die nach 2000 geboren sind. Sie wachsen ganz selbstverständlich mit digitalen Technologien auf, während wir uns nach und nach damit konfrontiert sehen – und uns darauf einlassen oder ausweichen. Welche genauen Auswirkungen dies noch haben – und was in Zukunft noch kommen wird – ist nicht abzusehen.
Wenn ich versuche, die Situation meiner Schüler mit meiner eigenen Kindheit zu vergleichen, finde ich schon, dass die heutige Generation flexibler, direkter, selbständiger und ungeduldiger geworden ist.
Wie wirkt sich das auf unseren Unterricht aus?
Müssen wir unsere Ansprüche herunter schrauben?
Ist Pop-Musik die ultimative Lösung?
Tippen wir hinterher mehr am Tablet als auf der Klaviatur?
Vor allem:
Wird aus dem „klassischen“ Klavierunterricht also mehr und mehr eine musikalische Bespaßung?
Ich hoffe nicht!
Meiner Meinung nach wird Musik immer faszinieren! Musik berührt jeden Menschen und begleitet ihn ein Leben lang. Und ich glaube, dass eigenes Musizieren auch weiterhin interessant für die heranwachsenden Kinder sein wird.
Ich denke, dass wir weiterhin sehr viel Freude und Erfüllung im Instrumentalunterricht erfahren können – vorausgesetzt wir nehmen den Wandel um uns herum an und denken intensiv über unsere Wege der Vermittlung nach.
Anders als unsere Lehrer unterrichten
Dies soll keine Respektlosigkeit bedeuten, doch nicht nur die Technik, sondern auch die Pädagogik hat sich weiter entwickelt!
Doch manches hält sich noch unbewusst oder wurde noch nicht hinterfragt.
Welche Methoden und Strategien sind nicht mehr zeitgemäß?
An welchen sollten wir festhalten?
Auf das Üben bezogen denke ich, dass es bei mir in der Kindheit vor allem um die Dauer ging. Je länger ich spielte, umso besser wurde ich. Logisch. Oder…?
Eine schwierige Stelle wurde tausendmal gespielt. Irgendwann würde es schon funktionieren. Ja, sie wurde besser. Doch meine Unsicherheit blieb und in den Konzerten spielte ich weiterhin mit vielen Fehlern. Angesichts von Aufwand und Ergebnis sank meine Motivation.
Unsere Schüler haben diese unzähligen (und überflüssigen) Übestunden heute nicht mehr zur Verfügung – und ehrlich gesagt – möchte ich ihnen dies auch ersparen.
„Work smart – not hard“
Genau darum geht es in „Clever Üben“. Sinnvolle Strategien und Gewohnheiten, die an das gewünschte Ziel führen.
Leichter wird das Üben dadurch nicht – aber erfolgreicher. Fleiß und Konzentration lassen sich nicht ersetzten. Nur so funktioniert Lernen.
Sinnvolles Üben erfordert Geduld. Gar nicht einfach, wenn jede Information nur ein paar Klicks entfernt scheint, Online-Bestellungen teilweise schon am nächsten Tag ankommen oder nicht sofort eine Antwort auf die WhatsApp oder E-Mail kommt. Es droht schnell die Gefahr von Frustration.
Deshalb ist es wichtig, dass unsere Schüler den Sinn hinter den Strategien verstehen und anfangen mitzudenken.
Früher habe ich mich total auf meinen Lehrer verlassen und brav getan, was er sagte. Die Generation Z sollte viel aktiver in den Unterricht einbezogen werden.
Ziele von „Clever Üben“:
- Verstehen des Lernprozesses
- Realistische Erwartungen an sich selbst
- aktives Mitdenken
- gute Übeergebnisse
Diese Ziele finde ich für unsere heutigen Schüler und zukünftige Pianisten sehr wichtig. (Pianisten im Sinne von Klavierspielern, die ein Leben lang gern spielen und sich für Musik interessieren.)
Diese Einstellungen und Verhaltensweisen werden unseren Schülern übrigens auch in vielen anderen Lebensbereichen von Nutzen sein.
Ausblick
Nach und nach werde ich die „Clever Üben“-Bausteine hier vorstellen. Alle Strategien nutze ich täglich mit meinen Schülern.
Ich möchte dir helfen, bekannte Techniken in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Damit unsere selbständigen und neugierigen Schüler sie gut verstehen und anwenden können.
Ich wünsche dir viel Freude und schöne Unterrichtsstunden!